Die Comedyschiene am späten Dienstagabend von ZDFneo hat mit "I don’t work here" einen Neuzugang - und der ist ein potenzieller Hit. In der neuen Serie der NeueSuper geht es um das junge Glück von Dawit (Akeem van Flodrop) und Laura (Sina Martens), die mit ihrer kleinen Tochter aus Kostengründen bei den Eltern von Laura im Keller wohnen. Doch trotz der Möglichkeit, die Tochter bei den Großeltern zu lassen, stellt sich für beide schnell heraus, dass sie damit wenig Freude haben. Zu aufdringlich ist vor allem die Oma, fantastisch nervig verkörpert von Gabriela Maria Schmeide.

Da ist aber noch eine ganz andere Sache, die sich wie ein roter Faden durch jede der acht Folgen zieht. Dawit hat afrikanische Wurzeln und seine Hautfarbe wird immer wieder thematisiert. Der in der Serie besprochene und von Regisseur Arman T. Riahi inszenierte Alltagsrassismus wird glücklicherweise aber nicht mit dem Holzhammer erzählt. Das glaubt man als Zuschauer vielleicht zu Beginn gar nicht, als Dawit die Einkäufe aus dem verschlossenen Auto holen soll und dabei versucht, die Tür durch ein Fenster zu öffnen. Ein zufällig vorbeifahrender Polizist will den Familienvater sogleich verhaften. 

Doch anstatt die Situation aufzuklären oder sich über den Rassismus des Polizisten zu echauffieren, rät Dawit dem Beamten, sich lieber schnell zu entfernen, weil gleich seine Frau kommen würde. Die biegt auch sogleich um die Ecke, zückt ihr Handy und macht einen derartigen Aufstand, dass der Polizist schnell das Weite sucht. Später hat Dawit auch einen Plan, um im Supermarkt nicht immer als Mitarbeiter angesprochen zu werden. Der Familienvater hat oft aber auch ein Problem damit, Alltagsrassismus zu erkennen. Als er bei der Wohnungssuche nur Absagen erhält, versucht er es irgendwann aufgrund des Rates einer Arbeitskollegin mit einem anderen Nachnamen am Telefon - und erhält sofort einen Besichtigungstermin. Dort endet die Situation dann aber auf der Toilette und ohne Klopapier. 

Oft sieht der Familienvater aber auch Rassismus, wo gar keiner ist. Als er denkt, seine Nachbarn wollen wegen ihm das Türschloss austauschen, macht er eine große Szene auf offener Straße. Bis sich dann herausstellt, dass die Nachbarn das Schloss gar nicht tauschen wollen. In einer anderen Szene ärgert sich Dawit über sein Alter und dass er sich deshalb nicht mehr für einen Nachwuchspreis bewerben kann. Er geht davon aus, dass er ihn gewonnen hätte: Schließlich ist er der erste Schwarze, der in das Rennen um die Auszeichnung gegangen wäre. Schnell wird klar, dass ein Teil des Problems - speziell in dieser Szene, aber auch generell - Dawits Mutter Lemlem (Dennenesch Zoudé) ist, die ihrem Sohn sein richtiges Geburtsdatum bislang nicht gesagt hat. Auf ihrer Arbeit hat sich Lemlem zudem einen vermeintlich deutschen Namen gegeben, um von ihren Kolleginnen und Kollegen gesehen zu werden. 

Fremdschämen mit einem Internet-Phänomen

El Hotzo in I dont work here © ZDF/Alina Simmelbauer El Hotzo als Sockenspieler
Um das Thema Rassismus geht es in "I don’t work here" aber oft nur am Rande. In den eigentlichen Mittelpunkt haben die Headautorin Romina Ecker und Autorin Malina Nnendi Nwabuonwor die Großmutter und ihren Mann Walter (Peter Lohmeyer) geschrieben. Vor allem Horoskop-Liebhaberin Oma Heidi ist dabei oft grenzüberschreitend, indem sie den Müll von Dawit und Laura durchsucht und zudem immer wieder ungefragt in ihrer Keller-Wohnung steht. So richtig durchsetzen können sich die beiden jungen Eltern aber nicht, wollen sie die Großmutter doch nicht verärgern. Außerdem wetteifern die beiden Großeltern um die Gunst der Enkelin, teils auch mit rabiaten Methoden. Da landet schon einmal eine Sockenpuppe in den Spaghetti und Oma nimmt Humor-Nachhilfe bei einem bei Kindern beliebten Youtube-Komiker, in der Serie dargestellt von einem echten Internet-Phänomen: El Hotzo (Sebastian Hotz).

Und während Oma Heidi offensichtlich ein Problem mit Distanz hat und sich gerne in die Dinge von anderen Menschen einmischt, sorgt sich Opa Walter um etwas ganz anderes: Er will dem besagten Polizisten von weiter oben eine ausgeborgte Heckenschere nicht zurückgeben, weil er ihn nicht sehen will. Grund dafür ist ein homoerotisches Ereignis zwischen den beiden Männern, das Walter nicht so recht deuten kann - sehr zur Freude von Senait (Selam Tadese), dem Onkel von Dawit. 

Mit "I don’t work here" ist ZDFneo eine schwarzhumorige Comedyserie gelungen, die oft zum fremdschämen einlädt und bei der das Thema Rassismus immer mitschwingt, aber nie wie ein Damoklesschwert über allem schwebt. Die großen Fußstapfen kann die Serie jedenfalls erfüllen, basiert sie doch auf dem israelischen Original "Nevsu", das 2018 mit einem International Emmy Award ausgezeichnet wurde. Die ZDFneo-Serie empfiehlt sich jedenfalls für mehr: Kaum zu glauben, dass nach acht Folgen Schluss sein soll. An Peinlichkeiten wird es Dawit, Laura und ihren Großeltern hoffentlich auch in der Zukunft nicht mangeln. 

ZDFneo zeigt "I don’t work here" ab dem 11. April immer dienstags um 21:45 Uhr in Doppelfolgen. Alle Folgen stehen bereits jetzt in der ZDF-Mediathek zum Abruf bereit.