Müsste man dieser „Tatort“-Ausgabe aus Saarbrücken ein Arbeitszeugnis ausstellen, würde man wohl schreiben, dass sich die Macher nach Kräften bemüht haben. Ja, es ist alles besser als in den bisherigen Folgen. Ja, der kauzige, von Devid Striesow gespielte Kommissar Stellbrink tritt nicht mehr ganz so betont kauzig auf, und ja, auch das Laienspielensemble um ihn herum hat offensichtlich ein bisschen Nachhilfe in Sachen Schauspiel bekommen. Außerdem ist ja Weihnachten, und so wie dieser Film mit dem Thema spielt, wäre man ein arg garstiger Kerl, würde man ihn für die gute Tat bestrafen. Ja, ja, ja.

Und es begab sich aber zu der Zeit, da Kommissar Stellbrink einen Weihnachtsbaum kaufte und ihm auf dem Saarbrücker Weihnachtsmarkt die Geldbörse gestohlen wurde. Und dann ist da noch ein Mädchen, das von einem stadtbekannten Zuhälter angefahren und liegengelassen wird, was ein dicker Taxifahrer gesehen hat, der, anstatt Hilfe zu leisten, den Zuhälter erpresst. Kurz danach liegt der Erpresser tot in seiner Wohnung, eine Lichterkette um den strangulierten Hals.

Und dann ist da noch sein WG-Genosse, der Jupp, auch ein Taxifahrer. Der veruntreut die Weihnachtsgeldkasse des Taxiunternehmens und überlegt noch, wo ihn das Schicksal nun hinführen soll, als eine hochschwangere Frau sein Taxi besteigt. Sie will nach Sizilien, und sie heißt Maria. Leider schaffen die beiden es nicht ganz in den Süden, nur auf einen abgelegenen Bauernhof, denn bei Maria setzen die Wehen ein. In der Nacht zum Heiligen Abend. In einem Stall. Maria und Jupp. Nachtigall, ick hör dir trapsen.

Was müssen sie sich in der zuständigen Redaktion beömmelt haben, als der Autor Michael Illner mit dem Drehbuch antanzte. Maria und Jupp und ein Stall und ein Neugeborenes, das nicht von Jupp ist. Hammer. Das senden wir zu Weihnachten, haben sie freudig erregt gerufen und sich gemeinsam noch ganz viele andere Weihnachtsbezüge ausgedacht. Regisseur Zoltan Spirandelli hat dann Eifersucht und Gewalt und Einsamkeit und Verzweiflung und die Sehnsucht nach ein bisschen Geborgenheit zusammengepackt und ein Schleifchen drum herum gebunden. Fertig war die neue Weihnachtsgeschichte, in der der Weihnachtsmann ein Taschendieb ist und noch der böseste Bösewicht in Frieden das Fest der Feste feiern möchte.

„Wo waren Sie heute früh um zehn Uhr, Herr König.“ Herr König! Solche Sätze will sicherlich jeder mal als Kriminaler in einem „Tatort“ sagen dürfen. In Saarbrücken darf man das, weil es auf die genaue Wortwahl nicht so sehr ankommt, mehr auf die Atmosphäre, auf die Botschaft.

Sogar ein bisschen Humor haben sie hereinpacken wollen. Als es an einem Tatort etwas dauert, sagt jemand: „Soll ich schon mal Luftschlangen und Konfetti besorgen? Sieht ja aus, als wären wir Silvester auch noch hier.“ Sehr lustig finden sie das in Saarbrücken. Außerhalb fällt es etwas schwerer, an solchen Stellen befreit los zu prusten. Ist halt sehr speziell, wie die Saarländer so kommunizieren.

Zoltan Spirandelli veranstaltet ein ziemliches Durcheinander, vernudelt die Handlungsstränge, bis irgendwann alle zusammenführen und das Ganze kurz aussehen lassen wie eine kriminale Mischung aus „Tatsächlich Liebe“ und dem ganzen Krippendingsbumms. Das kann man ertragen, weil man am zweiten Weihnachtsfeiertag wahrscheinlich froh ist, sich mal nicht konzentrieren zu müssen. Es labbert halt alles so vor sich hin, und gegen Ende wird ein Kindlein geboren, und die Bösen werden abgeführt, auch wenn sie an Weihnachten eigentlich gar nicht so richtig böse sein wollten. Dafür feiert der stets puttengleich lächelnde Stellbrink dann Weihnachten im Puff, und zu Silvester stellen alle Polizisten ein sehr bekanntes Gemälde nach. Kann ja keiner böse sein in dieser hochheiligen Zeit.

Und wünschen darf man sich Weihnachten ja auch was. Ich wünsche mir, dass sie in Saarbrücken jetzt von Folge zu Folge besser werden. Dann sind sie in ein, zwei Jahren auf dem Stand, auf dem sie vor dem Austausch der Kommissare waren, und schon in fünf bis zehn Jahren sind sie dann richtig klasse.