"Die größte Herausforderung liegt nicht bei Regulierung, bei neuer Konkurrenz, bei Kabel, Satellit oder Mobile. Die größte Herausforderung für uns Broadcaster liegt bei uns selbst: Es ist Bereitschaft diese sich verändernde Medienlandschaft als solche schnell zu erkennen und klug zu handeln", sagt Gordon H. Smith, Geschäftsführer und Präsident der National Association of Broadcasters (NAB) bei der Eröffnung der weltweit größten TV-Messe in Las Vegas und brachte damit gleichzeitig das Problem und die mögliche Lösung für das Broadcasting-Geschäft auf den Punkt. Eine Branche, die lange ohne Konkurrenz war und sich so selbst genügte, hat neue Player am Markt erst belächelt, dann bekämpft und erst spät erkannt, wie sich das eigene Geschäft ändern muss. Diese Erkenntnis soll die diesjährige Messe unter dem Motto "The great content shift" prägen.

In erster Linie geht es dabei um neue Verbreitungswege. Neben neuen Angeboten im Web geht es um die mobile Nutzung und dort um die spannende Frage: Braucht der Rundfunk im mobilen Web noch Rundfunk? Oder ist Streaming via Internet die Zukunft dieser Branche. Es ist eine Frage, die rund um den Globus sicher sehr unterschiedlich beantwortet wird. "The business is going mobile", da ist sich Gordon H. Smith sicher, aber eine Frage, die er in den Raum warf, ist sicher berechtigt: "Wenn Autohersteller inzwischen damit werben, dass sie aus dem Auto twittern können, Restaurants reservieren oder das Wetter checken können - dann kommen wir nicht um die Frage herum: Wo sieht sich Radio in dieser Nutzungssituation? Wollen Sie dabei sein und streamen? Oder sich auf die von Internetverbindungen unabhängige Rundfunkwellen verlassen?"

Dass es Fernsehen inzwischen sowohl auf dem größten HD-Fernseher als auch kleinsten Smartphone gibt, begeistert auch die Moderatorin der Eröffnungsveranstaltung, Schauspielerin Teri Hatcher ("Desperate Housewives"): "Ich bin begeistert von den vielen neuen Möglichkeiten das zu konsumieren, was wir alle lieben und wir Schauspieler mit Herzblut machen: Gutes Fernsehen. Ich finde es großartig, dass sie alle mich jetzt sogar in ihrer Hosentasche haben können. Und es kostet nicht mal etwas", sagt sie und ergänzt kurz danach unter Gelächter des Publikums. "Moment mal, es kostet extra". Ihre Ankündigung von Gordon H. Smith mit einem Begrüßungskuss quittierte der sehr zur Belustigung der Zuschauer sichtlich geschmeichelt: "Danke Teri - in so vielerlei Hinsicht." Für die NAB Show selbst fand Smith erwartungsgemäß nicht gerade bescheidende Worte. Mit Gästena us 150 Ländern und über 90.000 Teilnehmern sei die NAB Show einmal mehr "die wichtigste Veranstaltung für Entscheider in elektronischen Medien auf diesem Planeten."

Und dann kam ein auch uns in Deutschland gerade sehr bekanntes Thema auf die Tagesordnung: Das Urheberrecht. In den USA wurde schon etwas früher als bei uns darüber diskutiert, doch weiter ist man hier auch nicht. Und im Rahmen einer kurzen Rede zur Eröffnung der NAB Show ließ NAB-Präsident Gordon H. Smith leider genau die Differenzierung vermissen, die er selbst von der anderen Seite fordert: Die andere Seite, das seien "Google & Co.", die diese wichtige Debatte zum Schutz von Kreativität zu einer Debatte um Freiheit im Netz machten. Das sei populär, aber die Nachricht der Content-Produzenten bleibe: "Don't steal our content". Darüber hinaus wolle niemand Freiheiten beschneiden. Während diese Debatte wohl auch bei der NAB Show nicht geklärt werden wird, stehen drei Messetage mit vielen anderen Themen bevor. DWDL.de wird weiter live aus Las Vegas berichten.