"Der Poet von 'Bild' schreibt jetzt im Himmel", titelt die "Bild" am Dienstagvormittag und gibt damit den Tod ihres langjährigen Kolumnisten Franz Josef Wagner bekannt. Seit 2001 hatte er unter dem Titel "Post von Wagner" eine Art "Brief" an die unterschiedlichsten Adressaten geschrieben, die stilistisch irgendwo zwischen Gaga und Genial lagen. Die erste Post bekam einst "Mein lieber Kanzler" Gerhard Schröder, seine letzte Kolumne erschien bereits am 3. September - und ging an den "Lieben Kanzler Merz".
Franz Josef Wagner wurde 82 Jahre alt. Schon Anfang der 1960er war er als Reporter für "Bild" und den Springer-Verlag tätig, wo er auch lange Zeit blieb. 1988 wechselt er zu Burda und wurde dort von 1990 bis 1992 sowie erneut von 1993 bis 1996 Chefredakteur der "Bunte". Er entwickelt während dieser Zeit auch die deutsche Ausgabe der "Elle" und die "Super-Illu" mit. 1998 ging er als Chefredakteur zur Berliner Boulevard-Zeitung "B.Z.".
Sein polarisierender Stil führte in seiner Karriere häufig zu beschwerden - nach der Schlagzeile "Franzi van Speck - als Molch holt man kein Gold" war das Maß bei der "B.Z." allerdings voll und er musste seinen Hut nehmen. Er kehrte zu Axel Springer und "Bild" zurück und bekleidetet dort fortan den neu geschaffenen Posten des Chefkolumnisten. "Mit ihm verliert Axel Springer einen seiner kreativsten Köpfe und einen einzigartigen Schreiber", teilte Springer mit. "Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinen Freunden."