Die Bieterschlacht um Warner Bros. Discovery ist zu Ende - und der Sieger heißt Netflix. Nachdem in der Nacht zum Freitag bekannt geworden war, dass Netflix sich mit seinem Gebot gegen die Konkurrenten Comcast und Paramount Skydance durchgesetzt hatte, war zunächst vom Eintritt in exklusive Verhandlungen die Rede. Dort war man sich aber augenscheinlich sehr schnell einig - denn nur wenige Stunden später verkündete Netflix bereits, dass der Deal nun fix ist. Zumindest vorbehaltlich der noch ausstehenden behördlichen Genehmigungen.
Demnach zahlt Netflix 27,75 Dollar pro Aktie von Warner Bros Discovery, darunter 23,25 Dollar in bar und den Rest über eigene Aktien. Dadurch wird der Unternehmenswert von WBD auf 82,7 Milliarden US-Dollar beziffert. Netflix übernimmt Warner Bros. Discovery aber nicht komplett: Wie geplant wird das Unternehmen zuvor noch aufgespalten. Netflix ist nur am Warner-Teil interessiert: Also am traditionsreichen Hollywood-Studio sowie dem Streaming-Geschäft rund um HBO und HBO Max. Die Kabelsender werden als Discovery wieder eigenständig.
Kartellbehörden? Netflix gibt sich entspannt
Vor Netflix liegt trotz der Einigung nun noch ein schwieriger Weg, denn als weltweiter Streaming-Marktführer ist durchaus fraglich, ob Netflix die kartellrechtlichen Genehmigungen ohne weiteres erhalten kann - zumal man sich in den USA einer Administration gegenüber sieht, die in der Vergangenheit schon deutlich gemacht hat, dass sie im Falle von genehmigungspflichtigen Übernahmen auch zahlreiche politische motivierte Zugeständnisse erzwingen kann.
Bei Netflix gibt man sich aber zuversichtlich, schließlich sei der Deal für alle positiv - so zumindest die eigene Einschätzung. Der Deal sei gut für die Kundinnen und Kunden, gut für Innovation, gut für die Kreativen, gut für die Arbeiter in der Branche, gut fürs Wachstum - wer solle da schon etwas dagegen haben? Bei Wettbewerbern dürfte man das freilich etwas anders sehen, wenn der Streaming-Marktführer nun noch einen seiner stärksten Konkurrenten übernimmt. Die Erzählung, die Geschäfte seien "komplementär", stimmt mit Blick auf HBO Max eben nur bedingt. Man wolle nun jedenfalls eng mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, um schnell die Genehmigungen zu erhalten. Den Abschluss der Übernahme erwartet man in den nächsten zwölf bis 18 Monaten, zuvor muss voraussichtlich im 3. Quartal 2026 erstmal die Abspaltung der Discovery-Sparte abgeschlossen werden.
Kinofilme und HBO soll es weiterhin geben
Spannend ist vor allem die Frage, was von Warner Bros. noch übrig bleiben wird, wenn es Teil von Netflix ist. Der Ankündigung von Netflix zufolge will man die bisherigen Geschäfte von Warner Bros. fortsetzen. Das heißt also: Man will weiterhin Filme auf die große Kinoleinwand bringen und diese nicht gleich bei Netflix verwerten. Man will auch das Film- und TV-Studio von Warner weiter betreiben. Wie bislang soll Warner auch TV-Serien und Shows für andere Anbieter produzieren. Und: Auch HBO und HBO Max soll es weiterhin als eigenständige Angebot geben.
Allerdings kündigt Netflix an anderer Stelle auch an, dass die große Film- und TV-Library von HBO und HBO Max die Auswahl für Netflix-Mitglieder erheblich vergrößern werde. Was das also genau bedeuten wird, lässt sich nur spekulieren. Im Investors Call hieß es, dass es noch zu früh sei, um hier in Details zu gehen. Es gebe viele Möglichkeiten des Bundlings. Abwickeln will man HBO jedenfalls nicht, die Marke sei stark und funktioniere auch für sich allein.
Generell erwarte man, dass man durch die größere Auswahl an Content noch mehr Mitglieder gewinnen und auch zusätzliche Einnahmen generieren könne. Obendrein ewartet man Einsparungen in Höhe von zwei bis drei Milliarden Dollar pro Jahr ab dem dritten Jahr nach Abschluss der Übernahme.
Was Sarandos und Zaslav sagen
"Unsere Mission war schon immer, die Welt zu unterhalten“, kommentiert Ted Sarandos, Co-CEO von Netflix, den größten Zukauf in der Geschichte des Streamers. Eigentlich hatte er stets betont, dass sich das Unternehmen als "Builder" und nicht als "Buyer" verstehe. Zum Kurswechsel sagt er: "Durch die Kombination der unglaublichen Bibliothek an Serien und Filmen von Warner Bros. – von zeitlosen Klassikern wie Casablanca und Citizen Kane bis hin zu modernen Favoriten wie Harry Potter und Friends – mit unseren kulturprägenden Titeln wie Stranger Things, KPop Demon Hunters und Squid Game werden wir dies noch besser umsetzen können. Gemeinsam können wir dem Publikum mehr von dem bieten, was es liebt, und dabei helfen, das nächste Jahrhundert des Geschichtenerzählens zu definieren."
Co-CEO Greg Peters ergänzt: "Diese Übernahme wird unser Angebot verbessern und unser Geschäft für die kommenden Jahrzehnte beschleunigen. Warner Bros. hat mehr als ein Jahrhundert lang die Unterhaltungsbranche geprägt und tut dies auch weiterhin mit phänomenalen kreativen Führungskräften und Produktionskapazitäten. Mit unserer globalen Reichweite und unserem bewährten Geschäftsmodell können wir einem breiteren Publikum die von ihnen geschaffenen Welten näherbringen – unseren Mitgliedern mehr Auswahl bieten, mehr Fans für unseren erstklassigen Streaming-Dienst gewinnen, die gesamte Unterhaltungsbranche stärken und mehr Wert für unsere Aktionäre schaffen."
Warner Bros. Discovery-Boss David Zaslav sagt: "Die heutige Ankündigung vereint zwei der weltweit größten Unternehmen im Bereich Storytelling, um noch mehr Menschen die Unterhaltung zu bieten, die sie am liebsten sehen." Durch den Zusammenschluss werde man "sicherstellen, dass Menschen überall auch in Zukunft die weltweit bewegendsten Geschichten genießen können."
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