Die Deutsche Welle hat einen neuen TikTok-Kanal in russischer Sprache gestartet und reagiert mit dem Schritt auf die Einstiftung als "unerwünschte Organisation" durch den Kreml. Im ersten Post des neuen Kanals "dw_russian" sagte DW-Intendantin Barbara Massing: "Russland mag uns als unerwünschte Organisation einstufen - abschrecken wird uns das nicht."

Für den Sender hat die kürzlich erfolgte Einstufung weitreichende Folgen: Wer mit "unerwünschten Organisationen" zusammenarbeitet, macht sich in Russland strafbar und muss mit hohen Geldstrafen, im Extremfall sogar mit Haft rechnen. Schon das Teilen von Inhalten von Medienanbietern, die als unerwünschte Organisationen gelten, gilt als Straftat. Von der Einstufung sind auch russische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DW direkt betroffen. Für russische Staatsangehörige gilt das Verbot der Zusammenarbeit auch außerhalb des russischen Staatsgebiets (DWDL.de berichtete).

"Diese Kriminalisierung ist inakzeptabel. Dennoch machen wir weiter - jetzt zusätzlich auch TikTok", sagte DW-Intendantin Massing. "Für all jene, die freie Informationen suchen, um sich eine eigene Meinung zu bilden."

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Der neue TikTok-Kanal richtet sich nach Angaben der Deutschen Welle auch an Menschen in Belarus, Kasachstan, Georgien, Armenien, Lettland, Serbien sowie weiteren Länder Osteuropas und des postsowjetischen Raums, in denen russischsprachige Minderheiten leben. Er setze "der einseitigen Propaganda in russischen Staatsmedien unabhängige Informationen entgegen", erklärte der deutsche Ausslandssender, der "die junge Generation in ihrer Sprache ansprechen, Raum für Reflexion und eigene Meinungen geben" will. Inhaltlich werde der Kanal Themen aus einer globalen Perspektive beleuchten und erklären, wie Deutschland und Europa funktionieren.

"Unsere Nutzerinnen und Nutzer verlassen sich darauf, dass wir sie weiterhin mit unabhängigen Informationen versorgen. Der Kreml will das verhindern, indem er die DW kriminalisiert. Wir machen mit noch mehr Verve weiter", sagte Alexandra von Nahmen, Leiterin der DW-Programme für Russland, die Ukraine und Osteuropa. "Junge Russinnen und Russen sind mit Technologien zur Zensurumgehung wie VPN sehr vertraut. Sie nutzen trotz Einschränkungen auch TikTok. In diesen Markt gehen wir rein."

Trotz Blockaden und Zensur erreicht das russischsprachige Programm der DW eigenen Angaben zufolge wöchentlich zehn Millionen Menschen.