Seit nunmehr 14 Jahren errechnen wir bei DWDL.de Monat für Monat unseren "Frische-Index" nach der gleichen Systematik. Er gibt an, wieviel Prozent ihres Abendprogramms zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht die acht Vollprogramme mit Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren bestreiten - und wieviel im Gegenzug mit Wiederholungen aufgefüllt wird. Blickt man auf die längerfristigen Veränderungen, dann stechen da in diesem Jahr zwei Sender heraus: Sat.1 und Vox.
Sat.1 erreichte aufs gesamte Jahr gesehen einen Frische-Anteil im Abendprogramm von 60 Prozent - das waren vier Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor und bedeutete einen neuen Bestwert seit Beginn unserer Erhebungen. Zum Vergleich: 2023 war der Frische-Anteil noch auf 45 Prozent abgesackt, 2014 lag er mit 42 Prozent auf dem Tiefstwert.
Schaut man sich den Verlauf innerhalb des Jahres 2025 an, dann zeigt sich deutlich, wie antizyklisch Sat.1 gehandelt hat: Im Sommer, wenn die meisten Sender deutlich auf die Bremse treten, legte Sat.1 im Juni, Juli und August eine Schippe drauf. Das lag auch an Fußball-Rechten, aber längst nicht nur. Der Lohn waren damals steigende Marktanteile - ob sie sich im Sommer auch monetarisieren ließen, ist aber freilich eine andere Frage.
Frische-Index-Verlauf bis Dezember 2025
dwdl.de/zahlenzentrale
Eine gegenteilige Entwicklung zeigt sich bei Vox: Dort sank der Frische-Anteil im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte auf nur noch 36 Prozent. Zum Ersten Mal seit wir die Zahlen erheben fiel der Sender damit unter die 40-Prozent-Marke - und zwar deutlich. RTLzwei kam nach einem kleinen Plus mit 34 Prozent Frische-Anteil damit schon ziemlich nah. 2016 lag Vox beim Frische-Anteil noch in etwa gleichauf mit ProSieben und Vox, inzwischen trennen diese Sender Welten. Auch ProSieben spielt trotz eines Rückgangs um vier Prozentpunkte mit 52 Prozent eine ganze Liga höher, was den Frische-Anteil anbelangt.
Bei RTL Deutschland steht augenscheinlich stärker der größte Sender im Mittelpunkt. Denn während der Wiederholungsanteil bei Vox über die Jahre immer weiter gestiegen ist, liegt er bei RTL nun schon seit 2022 durchweg auf einem sehr hohen Niveau. 2025 reichte es mit 85 Prozent sogar wieder für den Spitzenplatz noch vor dem ZDF, das 84 Prozent erreichte, und dem Ersten, das inzwischen etwa 20 Prozent seines Abendprogramms mit Wiederholungen bestreitet. Im Dezember war es aber nicht die ARD, sondern das ZDF das seinen Wiederholungsanteil in der Spitzengruppe besonders stark hochfuhr. Noch deutlicher sind die Bremsspuren zum Jahresende aber bei ProSieben.
| FIX-Punkte Dezember 2025 |
Vergleich zum Vormonat |
Vergleich zum Dezember 2024 |
Jahresschnitt '25 (vs 01-12/24) |
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| RTL | 92 von 100 | -2 | +15 | 85 (+2) |
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| Das Erste | 87 von 100 | +1 | +2 | 80 (-3) |
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| ZDF | 80 von 100 | -17 | -11 | 84 (+0) |
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| Sat.1 | 54 von 100 | +3 | +1 | 60 (+4) |
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| ProSieben | 47 von 100 | -32 | -23 | 52 (-4) |
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| VOX | 31 von 100 | -15 | +8 | 36 (-5) |
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| RTLzwei | 25 von 100 | -6 | -2 | 34 (+2) |
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| kabel eins | 20 von 100 | -15 | -3 | 25 (+1) |
Wie wir die Daten erheben und was sie aussagen
Wir werten Monat für Monat das Programm der acht großen Vollprogramme zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht aus und ermitteln den Anteil an "frischem Programm", wozu wir Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren rechnen. Sendungen, die vorab gestreamt werden konnten, gelten hier ebenfalls als "frisches Programm". Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird.
Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung.
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