Foto: Medientage MünchenDer Vorstandsvorsitzende Dr. Georg Kofler wird Premiere zum 31. August 2007 verlassen. Mit dieser Nachricht überrascht Premiere am frühen Montagmorgen. Kofler habe den Aufsichtsrat um die vorzeitige Auflösung seines Dienstvertrags gebeten. Die Vereinbarung zur einvernehmlichen Aufhebung des Dienstvertrags wurde am Sonntag unterzeichnet. Der Abschied Koflers ist dabei noch weitergehender als das: Der meinungsstarke TV-Macher will nach eigenem Bekunden der Medienbranche den Rücken kehren und sich neu orientieren. So beruhe seine Entscheidung ausschließlich auf Überlegungen zu seiner persönlichen Lebensplanung.

"Jetzt ist die Zeit für einen Themenwechsel gekommen"

"Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit dem Medium Fernsehen in all seinen Ausprägungen. Seit 19 Jahren bin ich ohne Unterbrechung als Geschäftsführer, Vorstandsvorsitzender und Gesellschafter privater Fernsehunternehmen tätig. Jetzt ist die Zeit für einen Themenwechsel gekommen: Ich beabsichtige, als führender Gesellschafter eine Unternehmensgruppe aufzubauen, die sich in ausgewählten Wachstumsmärkten positioniert, allerdings nicht in der Medienbranche. Das Mediengeschäft kenne ich nun in allen Verästelungen. Ich freue mich darauf, meine Aufmerksamkeit und Energie neuen Themen zuzuwenden", so Kofler in der am Montag um kurz nach halb neun verbreiteten Mitteilung.

Foto: PremiereKofler hat sich in der vergangenen Woche von seinen Premiere Aktien - 1,227 Millionen Stück, 1,25 Prozent des Grundkapitals der Premiere AG - getrennt. Die Aktien wurden über die Börse veräußert. Kofler: "Nach dem erfolgreichen Vertragsabschluss mit arena beginnt für Premiere eine neue Entwicklungsphase: die Weichen sind wieder auf Wachstum gestellt, die strategische Ausgangsposition ist hervorragend."

Nachfolgeregelung rechtzeitig vor wichtigen Rechte-Verhandlungen

Kofler weiter: "In den kommenden Monaten werden wichtige Rechtepakete auf den Markt kommen. Es geht um Vertragslaufzeiten bis 2012 oder länger, entsprechend langfristig sind strategische Weichenstellungen und operative Geschäftspläne zu entwickeln. Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, dass ich für einen solchen Zeithorizont nicht mehr für die Vorstandsarbeit bei Premiere zur Verfügung stehe. Konsequenterweise übergebe ich daher jetzt, bevor diese wegweisenden Entscheidungen anstehen, die Verantwortung in die Hände meines Nachfolgers. Ich denke, dass der Zeitpunkt für einen Führungswechsel bei Premiere jetzt richtig ist."

Der Aufsichtsrat von Premiere hat am Sonntag Michael Börnicke zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Premiere AG und damit Nachfolger Georg Koflers bestellt. Börnicke war bisher Finanzvorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Premiere. Als neuer Finanzvorstand wurde Alexander Teschner, bisher stellvertretender Finanzvorstand, berufen.

"Wir respektieren seine Entscheidung"

Rainer Großkopf, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Premiere AG: "Wir bedauern außerordentlich, dass Dr. Kofler nicht mehr länger für die Vorstandsarbeit der Premiere AG zur Verfügung steht. Wir respektieren seine Entscheidung und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute. Die Premiere AG ist Dr. Kofler für seine außergewöhnlichen Leistungen als Gesellschafter und Vorstandsvorsitzender zu großem Dank verpflichtet."

Foto: PremiereDer neue Premiere-Chef Michael Börnicke, ein langjähriger Weggefährte Koflers, sieht Premiere hervorragend positioniert: "Die Vermarktungserfolge gerade in den letzten Tagen sind ermutigend und bestätigen unsere Wachstumserwartungen. (...) Mehr Exklusivität im Programm, die Steigerung der Abonnentenzahl und des Umsatzes pro Abonnement (ARPU) sind meine vorrangigen Ziele für die kommenden Jahre. Hier setze ich auf Kontinuität und werde die von Georg Kofler vorgenommenen Weichenstellungen weiterführen."

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"Harmonische und organische Nachfolgeregelung"

Börnicke hat schon vor 15 Jahren mit Kofler gemeinsam bei ProSieben gearbeitet. Als Kofler 2002 zu Premiere ging, kam auch Börnicke zum PayTV-Anbieter. Kofler selbst freut sich über "diese harmonische und organische Nachfolgeregelung". Kofler wörtlich: "Michael Börnicke war in den vergangenen fünf Jahren mein engster Partner und Weggefährte bei Premiere. Bei ihm und seinen Vorstandskollegen ist die Zukunft von Premiere in besten Händen."

An der Börse reagiert man trotzdem enttäuscht. Der Aktienkurs des Unternehmens gibt zur Mittagszeit in einem eigentlich positiven Umfeld rund drei Prozent nach. Das überraschende Ausscheiden Koflers sorgt für Unsicherheit, heißt es an der Börse. Es herrsche Ungewissheit über die künftige strategische Ausrichtung des Unternehmens.