Foto: Spiegel VerlagWas am Dienstagnachmittag von der Politzeitschrift "Cicero" als Vorabmeldung verbreitet wurde, klang zunächst nach einer spannenden Geschichte. Laut dieser Vorabmeldung soll der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust die SPD für seinen Rauswurf beim Hamburger Nachrichtenmagazin mitverantwortlich machen. Aust hat die "Cicero"-Meldung allerdings am Dienstag umgehend energisch dementiert. Aust habe sich zwar mit dem ehemaligen „Spiegel“-Mitarbeiter Erich Wiedemann - Autor der "Cicero"-Geschichte - über das von "Cicero" beschriebene Gerücht unterhalten, sich dieses aber inhaltlich nicht zu eigen gemacht, meldet die Agentur AP in einer Eilmeldung an die Redaktionen und zieht eine zuvor verbreitete Meldung zurück.

Liest man die Pressemitteilung der "Cicero" und auch den vollständigen Text, der in der kommenden Ausgabe zu finden ist, die am Donnerstag erscheinen soll, so kann man durchaus skeptisch werden. Zwar gibt es deftige Zitate, mit denen Aust einzelne Umstände seines Abgangs beim "Spiegel" beschreibt, keines jedoch, dass sich auf die SPD-These bezieht. "In einem Gespräch mit dem Politikmagazin „Cicero“ beschreibt Aust seinen Rauswurf als Intrige der Sozialdemokraten", heißt es in der Pressemitteilung der Zeitschrift. Im vollständigen Artikel der Zeitschrift, der dem Medienmagazin DWDL.de vorliegt, heißt es wörtlich:

"(...)Die 'Spiegel-Wahlkampfberichterstattung sei 'auf Vernichtung angesetzt gewesen', schimpfte damals Dichterfürst und SPD-Wahlhelfer Günter Grass. Damit ihnen das nicht wieder passiert, so meint Aust, hätten die Prizipalen im Berliner Willy-Brandt Haus beschlossen, einen Mann ihres Vertrauens in die 'Spiegel'-Chefetage zu lancieren: Mario Frank, den damaligen Chef des Dresdner Druck- und Verlagshauses, das gemeinsam dem Verlag Gruner + Jahr und der SPD-Medienholding DDVG ('Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft') gehört. Frank habe dafür sorgen sollen, dass Austs Vertrag über den 31. Dezember 2008 hinaus nicht verlängert würde . (...)"


"Das ist absurd", kommentierte DDVG-Geschäftsführer Gerd Walter den Vorwurf gegenüber der "Cicero". Bei Gruner + Jahr und im Spiegel-Verlag wollte man den Bericht auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de nicht kommentieren. Aust selbst sei erstaunt und empört, dass "Cicero" die Behauptungen ohne entsprechende Rücksprache mit ihm verbreitet habe, ist dem über die Agentur AP verbreiteten Dementi zu entnehmen.

Bei der "Cicero" hält man allerdings auch nach dem Dementi an der Darstellung Wiedemanns fest, wie man auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de am Dienstagabend mitteilte. Fraglich ist derzeit, ob die Zeitschrift tatsächlich am Donnerstag ausgeliefert wird. Sollte die Geschichte weitere Kreise ziehen, könnte sich unter Umständen auch der Verlag von dem Artikel distanzieren. Möglich wäre auch, dass Aust gar auf juristischem Wege versucht, die Auslieferung des Hefts zu verhindern.