Logo: Spiegel VerlagsgruppeSeinen Humor hat Stefan Aust ganz offenbar nicht verloren. Am Dienstag verschickte das Politmagazin "Cicero" eine Vorabmeldung, in der es hieß, Aust gebe der SPD die Mitverantwortung an seinem spektakulären Rauswurf beim "Spiegel". Aust dementierte die Meldung umgehend. Sie basierte offenbar auf einem Gerücht, dass schon länger in Hamburg kursieren soll. Am Mittwoch vermelden dennoch mehrere Tageszeitungen die "Cicero"-Vorabmeldung ohne Austs Dementi. Die "Financial Times Deutschland" hingegen hat Aust selbst erreicht. Den Kollegen erklärte er dann auch, wie es zur "Cicero"-Meldung gekommen sein muss.

Im Gespräch mit dem ehemaligen "Spiegel"-Kollegen und in diesem Fall "Cicero"-Autor Erich Wiedemann habe Aust die "aparte, aber nicht unplausible Theorie" zum Besten gegeben, wonach die SPD ihm die Unterstützung für Angela Merkel im Bundestagswahlkampf 2005 übel genommen habe und daher einen Vertrauten in der "Spiegel"-Chefetage platzieren wollte. Doch habe "Cicero"-Autor Wiedemann "wohl nicht richtig zugehört", erklärt Aust der "FTD". Zwar habe er verschiedene Szenarien zu den Hintergründen seiner Absetzung durchgespielt - unter anderem eben dieses Gerücht mit der SPD. "Aber ich habe mir das nicht zu eigen gemacht", stellt er klar.
 


Und dann beweist der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur Humor und ergänzt gegenüber der "FTD": "Vielleicht ist das gar nicht so abwegig, wie man auf den ersten Blick meint." Zumal sein Widersacher Mario Frank tatsächlich mit der SPD-Holding DDVG zu tun gehabt habe und die SPD bei der Besetzung von Intendantenposten der öffentlich-rechtlichen Sender auch ihren Einfluss geltend mache. Am Ende erklärt Aust der "FTD" allerdings auch, wieso dies alles dann doch sehr unplausibel sei. "So schlau", sagte Aust, "sind die nicht".

Foto: Spiegel VerlagWeniger amüsiert zeigte sich Aust gegenüber der "Cicero" als es um die aktuellen Entwicklungen beim "Spiegel" ging. Von seinen ehemaligen Kollegen zeigte er sich tief enttäuscht. "Wie Leute, mit denen ich gut zusammengearbeitet hatte, von heute auf morgen illoyal wurden, wie sie sich anderen vor die Füße warfen oder sich duckten, um in Demut einen neuen Machthaber zu erwarten. Das ist schon eine interessante Erfahrung", so Aust gegenüber der "Cicero". Von seinen Nachfolgern Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo zeigt er sich wenig begeistert. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das ist, am Freitag die Aktualität der kommenden Woche zu erahnnen. Die machen das eben auch so gut, wie sie können", sagte Aust.

Auch wenn es nicht die SPD war, die Aust von seinem Posten vertrieben hat, so ist die Rolle, die Geschäftsführer Mario Frank in der Entwicklung gespielt hat, für ihn nicht gerade gering. Die derzeitigen Querelen im Verlag um eine eventuelle bevorstehende Ablösung Franks quittiert Aust gegenüber "Cicero" mit den Worten: "Das ist so wie in der Komödie: Wie werd ich meine Auftragskiller wieder los".