Bild: SWREin Nachspiel im Rundfunkrat des SWR hat die Reportage "Quoten, Klicks und Kohle" von Thomas Leif, die am 30. April im Ersten zu sehen war und in der es eigentlich um die Medienwelt im Umbruch durch die Digitalisierung gehen sollte. Nicht wenige Kritiker jedoch werfen der Sendung vor, im Streit um die Neufassung des Rundfunkstaatsvertrages tendenziös für die Belange der öffentlich-rechtlichen Sender gearbeitet zu haben.

Gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigte der SWR, dass der Intendanz zwei förmliche Beschwerden über die Sendung vorliegen. Am heutigen Donnerstag wird sich der Fernsehausschuss des Rundfunkrates mit der Sendung befassen. Seitens des SWR bezeichnete man dies als normalen Vorgang. Auch das sThomas Leif als Autor des Films bei der Sitzung anwesend sei, entspräche dem regulären Vorgehen im Falle einer Beschwerde.
 

 
Nicht bestätigen wollte man seitens des SWR, dass der umstrittene Film im Fernsehausschuss bei seiner letzten Sitzung kontrovers diskutiert wurde, wie "Spiegel Online" am Donnerstag berichtet. Man habe lediglich darüber gesprochen. Sollte der Film auch dem Fernsehausschuss missfallen, könnte er schließlich im Rundfunkrat  selbst thematisiert werden.

Zu keinem guten Ergebnis über den Film kommt darüber hinaus ein Gutachten, das Horst Müller, Professor für Redaktionspraxis an der Hochschule Mittweida, im Auftrag der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) in Mainz erstellt hat. Wie die LMK auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de bestätigte, stellte Müller in Leifs Film mehrere Verstöße gegen das journalistische Handwerk fest. Einem Studenten hätte Müller Laut "Spiegel Online" für den Film die Note vier gegeben. "Nicht durchgefallen. Aber nur, weil der Beitrag abgegeben wurde", so Müller.
 
Leif selbst verteidigt seien Film gegenüber "Spiegel Online" mit den Worten: "Ich würde entschieden bestreiten, thesenorientiert zu arbeiten". Unter anderem seien in dem Film schließlich der Chef des Bundes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und andere Gegner der Öffentlich-Rechtlichen im Streit um die Expansion im Netz zu Wort gekommen.
 
Das Gutachten der LMK soll in der kommenden Woche, nachdem sich am Montag die Medienkommission der Landesmediensanstalt mit dem Thema befasst hat, öffentlich zugänglich gemacht werden.

Eine Handhabe hat die Medienanstalt gegen den SWR nicht. "Rein juristisch fällt das natürlich überhaupt nicht in unsere Kompetenz", sagte ein Sprecher der LMK dem Medienmagazin DWDL.de. Mit dem Gutachten will die Behörde, die - wie alle deutschen Landesmedienanstalten - lediglich für die Aufsicht der privaten Sender zuständig ist, an einem praktischen Beispiel festmachen, dass ein gemeinsames Aufsichtssystem für beide Seiten des dualen Rundfunksystems in Deutschland sinnvoll sein könnte.

Mit dem Gutachten, das laut LMK rund 3.000 Euro gekostet hat, will man zeigen, wie die Sendung durch die Medienwächter bewertet worden wäre, wenn es sich um ein Programm eines privaten Senders gehandelt hätte. Während die privaten Anbieter durch die Landesmedienanstalten beaufsichtigt werden, kontrollieren sich ARD und ZDF durch Rundfunk- und Fernsehräte mehr oder minder selbst.

In Österreich, wo die Kontrolle beider Säulen des dualen Systems durch eine gemeinsame Behörde besorgt wird, wurde kürzlich die Sendung "Wetten dass...?", die das ZDF unter anderem auch mit dem ORF herstellt, wegen nicht erfolgter Trennung von Werbung und Programm in einer Sendung im vergangenen Jahr gerügt. In Deutschland wäre dies auf Grund der Struktur der hiesigen Medienaufsicht in dieser Form nicht möglich.