Foto: ARDSchon mehrere Male geriet die ARD mit Schleichwerbeskandalen in der Vergangenheit in die Schlagzeilen, stets war danach die Bestürzung groß, stets sollen es Einzeltäter gewesen sein. Derzeit steht etwa der frühere hr-Sportchef Jürgen Emig, der im Zentrum eines Korruptions- und Schleichwerbungsskandals stand, vor Gericht.

Dabei solle es sich bei den Schleichwerbefällen mitnichten um Einzelfälle gehandelt haben, wie Martin Buchhorn, zwischen 1984 und 2004 Fernsehspielchef des Saarländischen Rundfunks, in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagt. Vielmehr habe das öffentlich-rechtliche System Schleichwerbung und Produktplatzierungen zwar öffentlich verurteilt, intern aber toleriert oder sogar verlangt. Den ARD-Führungsgremien wirft Buchhorn eine "pharisäerhafte Haltung" und Heuchelei vor.

Hintergrund seien die steigenden Preise bei gleichzeitig sinkenden Etats gewesen. Daher habe man "im Lauf der Jahre Wege entwickelt und perfektioniert, Dinge des täglichen Lebens, die sowieso in den Filmen auftauchen würden, dramaturgisch so zu platzieren, dass Industrie, Wirtschaft und anderer Hersteller (...) dafür Geld bezahlt haben", so Buchhorn. Da der Geldfluss bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten nicht nachweisbar sein durfte, habe man das ganze über privatwirtschaftlich organisierte Tochterunternehmen wie Telefilm Saar oder Bavaria abgewickelt.

Dieses System sei auch allgemein bekannt und "immer wieder Thema in den zuständigen Redaktionen und Programmbeiräten" gewesen. In diesem Zusammenhang kritisiert Buchhorn auch eine mangelnde Kontrolle in den Gremien. Viele derer, die dort sitzen, würden sich ihre Meinung nur aufgrund von Hinweisen Dritter bilden, statt selbst die Sendungen anzusehen. "Wie sollen solche Leute bei Themen wie Schleichwerbung mitreden können?", so Buchhorn.