Foto: Medientage MünchenAls "irritierendes Moment in einer Situation, in der wir eigentlich einen Push brauchen", bezeichnete ZDF-Intendant Markus Schächter die neuen Satelliten-Plattform HD+. Dabei hat er vor allem die die Frage nach Receivern und Bezahlmodellen im Blick. Deutschland liege in Sachen Digitalisierung im internationalen Vergleich ganz hinten, bedauert Schächter. Markwort spricht von "Gängelungs-Receivern", bei denen Funktionen wie Vor- und Zurückspulen unterdrückt werden. ProSiebenSat.1-Boss Ebeling bezeichnet diesen technischen Rückschritt als "fairen Kompromiss" um die Finanzierung durch Werbung sicherzustellen.

Im weiteren Verlauf der Diskussion antwortet ZDF-Intendant Markus Schächter auf die von Hubert Burda vorgetragenen Verleger-Sorge über den Deal des ZDF mit einem Softwareunternehmen, dass die Rezepte der Sendung "Lanz kocht" kostenpflichtig als iPhone-Applikation anbietet. "Das haben wir früher auch mit Euch gemacht", argumentiert der ZDF-Intendant in Richtung Burda. Ähnliche Kooperationen - allerdings im Buchbereich - habe es bereits vor 20 Jahren gegeben. Zudem bliebe nach der neuen Rechtslage dem ZDF keine andere Möglichkeit, als die kommerziellen Aktivitäten in den Markt einzubringen.

Immer mal wieder blitzt auch das Thema ZDFneo auf. Am kommenden Wochenende geht der neue Spartenkanal aus dem bisherigen ZDFdokukanal hervor und soll vor allem die junge Zielgruppe zum ZDF bringen. Die Privaten sehen darin eine "Frontalangriff", wie Herbert Kloiber, Chef der Tele München Gruppe, in München wiederholt zum Ausdruck bringt und die hohe Anzahl der bei ZDFneo geplanten Lizenzserien kritisiert.

Allerdings gehe es bei der Kritik der Privaten nicht nur um das reine Programm von ZDFneo. RTL-Chefin Schäferkordt sieht in dem neuen Sender viel mehr einen "Lackmus-Test" für die deutsche Medienpolitik. "Wir schlottern nicht vor ZDFneo, aber es geht darum, wo die Verlässlichkeit der Politik ist", sagt Jürgen Doetz, Präsident des VPRT. Die konkrete Kritik: Der Sender, der am Wochenende startet sei mit einem anderen Konzept von der Medienpolitik abgesegnet worden und müsse nun auf den Vorstoß des ZDF reagieren. ZDF-Intendant Schächter indes hält die Vorab-Kritik indes für "kleinlich" und ist "stolz" mit einem solch kleinen Sender schon vor dem Start einen derart großen Wirbel verursachen zu können.

Der große Wirbel bei der Eröffnung der Medientage blieb indes aus. Nach wohlmeindenden philosophischen Worten erhielten die Zuschauer noch einmal ein Best-of der medienpolitischen Fragen von Gebührendebatte über Beihilfeverfahren bis hin zu neuen Bezahlmodellen der Privaten. Erstaunlich still war es in diesem Jahr um den großen erklärte Gegner der klassischen Medien. Google-Europachef Philipp Schindler meldete sich nur kurz, aber prägnant zu Wort: "Würde es einem einzigen Medienunternehmen besser gehen, wenn es Google nicht geben würde?". Seine Antwort lautet nein.