Liberty GlobalLiberty Global wird den zweitgrößten deutschen Kabelnetzbetreiber Unitymedia, der in Hessen und Nordrhein-Westfalen aktiv ist, übernehmen. Einen entsprechenden Vertrag hat die internationale Tochter des US-Konzerns Liberty Media mit den bisherigen Unitymedia-Eigentümern, einer Gruppe von Finanzinvestoren unter der Führung von BC Partners und Apollo, am Freitag unterschrieben. Mit dem Verkauf der Anteile an Liberty Global ist der ebenfalls noch für dieses Jahr in Betracht gezogene Börsengang von Unitymedia vom Tisch.

Stattdessen wird nun Liberty Global alle Anteile an Unitymedia komplett übernehmen und dafür rund 2 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Dazu addieren sich noch die Netto-Schulden von Unitymedia in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro, sodass sich insgesamt ein Gegenwert von 3,5 Milliarden Euro ergibt. Das ist rund siebeneinhalb Mal so viel wie Unitymedia derzeit an operativem Gewinn (EBITDA) erwirtschaftet. Abgeschlossen werden soll die Transaktion, der die Wettbewerbsbehörden noch zustimmen müssen, voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2010. Finanziert werden soll der Deal zu einem großen Teil über eine Fremdfinanzierung über Unitymedia in Höhe von 2,5 Milliarden Euro, per Saldo wird die Verschuldung des Unternehmens also noch einmal ansteigen.

Für Liberty ist es der zweite Versuch, groß in den deutschen Kabelmarkt einzusteigen. 2002 wollte Konzernlenker John Malone schon einmal das komplette deutsche Kabelnetz von der Deutschen Telekom erwerben, wurde damals von Wettbewerbsbehörden aber ausgebremst. In der Folge wurde das deutsche Kabelnetz an zunächst vier unterschiedliche Unternehmen verkauft, ish in NRW und iesy in Hessen schlossen sich schließlich aber wieder zu Unitymedia zusammen.

Insgesamt versorgt Unitymedia derzeit rund 4,55 Millionen Kabelanschluss-Kunden und erwirtschaftete im dritten Quartal 113,4 Millionen Euro operativen Gewinn bei 226,7 Millionen Euro Umsatz. Zudem betreibt Unitymedia noch die Pay-TV-Satellitenplattform ArenaSat - ob sie nach dem Verlust der Bundesliga-Rechte aber noch eine Zukunft hat ist angesichts des massiven Kundenschwunds fraglich. Liberty Global ist als Kabelnetzbetreiber derzeit in 14 Ländern aktiv, vor allem in Europa, Japan, Chile und Australien. Insgesamt erreicht man dort nach eigenen Angaben rund 17 Millionen Kunden.

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Mike Fries, President und CEO von Liberty Global, sieht in Deutschland "wesentliche, noch unerschlossene Wachstumspotentiale". Fries weiter: "Wir erwarten, dass Unitymedias Geschäfte wesentlich zu Liberty Globals europäischem Wachstumsprofil beitragen werden und wir von substantiellen Synergien etwa im Bereich Einkauf oder Netzwerkbetrieb profitieren werden." Unitymedia-Chef Parm Sandhu bezeichnete den Kauf durch Liberty als "Beginn einer spannenden neuen Phase in der Entwicklung von Unitymedia". Sandhu: "Als Teil des weltgrößten internationalen Kabelunternehmens werden Unitymedia und seine Kunden erheblich vom verbesserten Zugang zu neuen Technologien und einer globalen Forschung und Entwicklung profitieren."