Es ist ein Thema, das die ARD womöglich noch einige Zeit lang in Atem halten könnte: ARD-Generalsekretärin Verena Wiedemann wirft den Intendanten des Senderverbundes Mobbing gegen ihre Person vor und klagt (DWDL.de berichtete). Ihr Anwalt spricht bereits von einem "Riesenverfahren" und schreckt offenbar auch nicht davor zurück, sämtliche Intendanten vor Gericht als Zeugen zu laden.

Es geht um Schadensersatz und Schmerzensgeld, weil man Wiedemann angeblich nicht mehr so viel Macht zugestehen wollte, wie es die inzwischen längst in den Ruhestand verabschiedeten Intendanten Plog, Pleitgen und Voss vor fünf Jahren noch vorgesehen hatten. Ende Juni endet nun der Vertrag - doch wie geht es weiter? Wiedemanns Anwalt erklärte bereits am Dienstag gegenüber der "Frankfurter Rundschau", die ARD habe die Absicht, das Generalsekretariat wieder abzuschaffen.

 

Die dann fällig werdenden Versorgungsbezüge wolle der Senderverbund dagegen nicht zahlen. Behauptungen, die die WDR-Intendantin nun in der "Süddeutschen Zeitung" als "nicht nachvollziehbar und aus der Luft gegriffen" bezeichnet. SWR-Intendant Peter Boudgoust, zugleich ihr Vorgänger als ARD-Chef, habe Wiedemann bereits vor einem Jahr erklärt, den Dienstvertrag mit der Generalsekretärin "vertragsgemäß" fortsetzen zu wollen. "Hierzu hat sich Frau Dr. Wiedemann bislang nicht geäußert. Dieses Angebot gilt unverändert fort", so Piel.

Das Mobbing soll jedenfalls derart massiv gewesen sein, dass Verena Wiedemann psychisch erkrankt sei und sich nun in medizinischer Behandlung befinde, sagte deren Anwalt zu Wochenbeginn. Über diese Frage hat nun das Gericht zu entscheiden. Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" könnte in dem Streit zwischen Wiedemann und der ARD auch ein bevorstehender Umzug vom repräsentativen Schiffbauerdamm zum RBB, dem das Generalsekretariat verwaltungstechnisch zugeordnet ist, gespielt haben. Gegenüber der Zeitung erklärte SWR-Intendant Peter Boudgoust, der Umzug in die vorhandenen Räumlichkeiten beim RBB habe "einzig und allein mit den notwendigen Sparbemühungen der ARD zu tun."

Er betonte, dass es dabei lediglich um Einsparungen bei den Mietkosten gehe, nicht aber um die Abschaffung des Generalsekretariats. Auch Monika Piel äußerte sich ähnlich - und dennoch bleibt die Frage, wie es grundsätzlich mit dem Amt der Generalsekretärin weitergehen soll. Fakt ist: In der öffentlichen Wahrnehmung war Wiedemann in der Vergangenheit kaum in Erscheinung getreten - viele dürften womöglich nicht einmal gewusst haben, dass die ARD ein Generalsekretariat unterhält. Es soll übrigens den alle zwei Jahre wechselnden ARD-Vorsitz in Fragen und Aufgaben der Geschäftsführung des Senderverbundes. Wiedemann ist dabei unter anderem zuständig für die Interessenvertretung nach außen und die Öffentlichkeitsarbeit - nun, fünf Jahre nach der Gründung, erscheint guter Rat teurer denn je.