Einen Spendenaufruf für die Opfer der Katastrophe in Japan suchte man in den vergangenen Tagen in der ARD vergeblich - es gab nämlich keinen. Die "Aktion Deutschland hilft" (AKH) äußerte nun an diesem Vorgehen. "Wir werden von der ARD bewusst ausgeschlossen", sagte Geschäftsführerin Manuela Roßbach in der am Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Spiegel".

"Unsere japanischen Mitarbeiter sind vor Ort, und die ARD tut so, als gäbe es keine Hilfe." Zugleich beschwerte sich Roßbach nun auch bei der ARD-Spitze. "Sie werden verstehen, dass wir dies nicht unwidersprochen hinnehmen können", heißt es in dem Brief der ADH. "Auch die Spendenaufrufe des Bundespräsidenten und der Bundeskanzlerin an die deutsche Bevölkerung wurden durch die ARD nicht mit Hinweisen in den Nachrichten unterstützt", so Roßbach.

In dem Streits geht es offenbar auch um eine vertragliche Bindung der ARD an ihren Kooperationspartner "Bündnis Entwicklung hilft". Dieser Partner ist in Japan nicht aktiv, weil er sich auf die Arbeit in Entwicklungsländern konzentriert - das "Bündnis Entwicklung hilft" hatte der ARD zudem offenbar empfohlen, nicht zu Spenden für Japan aufzurufen. Die Entscheidung, der Empfehlung zu folgen, ist auch innerhalb der ARD nicht unumstritten. So beschwerte sich auch die Vorsitzende der ARD-Gremien, Ruth Hieronymi, bei Programmdirektor Volker Herres.

"Die Erklärung, Japan sei ein reiches Land und benötige daher keine Spenden, finde ich angesichts einer Katastrophe von historischem Ausmaß zumindest überraschend", sagte Hieronymi dem "Spiegel". Nun will man die Position der ARD von unabhängigen Experten untersuchen lassen. Der Organisation "Aktion Deutschland hilft" gehören unter anderem die Hilfsverbände Malteser, Johanniter, Awo und World Vision an.

(Nachtrag 19:55 Uhr): Inzwischen hat sich die ARD zu Wort gemeldet und Stellung zu dem "Spiegel"-Bericht genommen. "Selbstredend" verlasse man sich nicht nur auf das "Bündnis Entwicklung hilft". Auch das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen weise darauf hin, dass die Mehrheit der erfahrenen Hilfsorganisationen sich bisher dagegen entschieden habe, eigenes Hilfspersonal oder Hilfsgüter nach Japan zu bringen. Japan verfüge über hochentwickelte Strukturen des staatlichen Katastrophenschutzes und über leistungsfähige zivilgesellschaftliche Hilfsstrukturen.

"Wenn sich die Lage in Japan allerdings ändert und die japanische Regierung oder zivilgesellschaftliche Organisationen in Japan um Unterstützung bitten, wird die ARD umgehend auch aktive Spendenaufrufe für Japan prüfen", hieß es von Seiten der ARD. Im Augenblick verweise die ARD dagegen beispielsweise unter anderem im Internet und bei Zuschaueranfragen auf eine Reihe von Organisationen, die Spenden für Japan sammeln.