Der Rechtepoker um die Champions League ist entschieden - und durchgesetzt hat sich das ZDF. Ab der Saison 2012/2013 wird das ZDF die Königsklasse des Vereinsfußballs übertragen. Der Vertrag läuft bis zur Saison 2014/2015. Damit hat sich das ZDF gegen Sat.1 durchgesetzt und mit einem finanziell offenbar deutlich höheren Angebot die Bedenken der UEFA und deren Sponsoring-Partnern wegen des bevorstehenden Sponsoring-Verbots im öffentlich-rechtlichen Fernsehen beiseite geräumt.

"Das ZDF hat sich mit dem Rechteinhaber darüber verständigt, ab 2013 keine Sponsorenhinweise nach 20.00 Uhr auszustrahlen. Dies verbietet der 15. Rundfunkänderungs-Staatsvertrag", heißt es vom ZDF. Direkte Kompensationszahlungen an die Sponsoring-Partner soll es aber trotzdem nicht geben. Das ZDF argumentierte einem "Sponsors"-Bericht zufolge damit, dass im ZDF eine allgemein höhere Reichweite zu erwarten sei, was etwa Banden- oder Trikotwerbung zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen würde. Daneben habe man mit umfangreicher Berichterstattung in anderen ZDF-Sportformaten geworben, die ebenfalls für Präsenz sorgen sollen. Sponsorenhinweise seien zudem weiter in der Vorberichterstattung vor 20 Uhr möglich - was wiederum bedeutet, dass das ZDF nicht wie bei Sat.1 bislang üblich erst um 20:15 Uhr mit der Berichterstattung beginnen dürfte.

 

 

Vor allem hat die UEFA aber das finanziell wohl deutlich höhere Gebot des ZDF überzeugt. Angeblich zahlt das ZDF über 50 Millionen Euro pro Saison für die Rechte und darf dafür pro Spieltag ein Spiel übertragen. Dabei geht es sowohl um die eigentlichen Champions League-Spiele, die Qualifikation als auch den UEFA Super Cup. Sat.1 soll hingegen nur 40 Millionen Euro geboten haben und wollte angeblich Qualifikation und Super Cup nicht übertragen.

Beim ZDF rechtfertigt man die hohen Ausgaben damit, dass man an anderer Stelle bei Sportrechten eingespart habe. So habe das ZDF auf die Rechte beim Boxen sowie bei der Tour de France verzichtet und übertrage seit längerem auch schon nicht mehr den UEFA-Pokal bzw. die Europa League. Schächter bezeichnete den Zuschlag nun als "wichtigen Baustein der Sportstrategie des Senders". "UEFA und ZDF werden als Doppelspitze mit der Champions League besten europäischen Vereinsfußball präsentieren. Die künftige Erweiterung auf bis zu vier deutsche Mannschaften wird noch mehr Fans in Deutschland für die stärkste Liga der Welt mobilisieren."

Der große Verlierer des Pokers heißt Sat.1, das nun nur noch bis Mitte 2012 die Champions League übertragen darf und dann einen der verlässlichsten Quotengaranten verliert. Anders als die Europa League, die donnerstags nicht selten schwächelt, liefen die Übertragungen der Champions League-Spiele angesichts attraktiverer Begegnungen in der Regel gut bis sehr gut. Einfach abfinden will man sich mit der Niederlage bei ProSiebenSat.1 daher auch nicht.

Andreas Bartl, TV-Vorstand der ProSiebenSat.1-Gruppe, erklärt auf Anfrage: "''ran ' hat für die UEFA Champions League neue Standards gesetzt und spielt redaktionell in der Königsklasse der Sportberichterstattung. Wir bedauern sehr, dass sich die UEFA trotzdem nicht für Sat.1 entschieden hat. Wir hatten ein wirtschaftlich sehr gutes Angebot verbunden mit einem inhaltlich attraktiven und innovativen Konzept abgegeben. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass die Ausstrahlung der Champions League im ZDF problematisch ist und werden alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen." Aus der Fußball-Berichterstattung zurückziehen will Sat.1 sich trotz des Verlusts der Champions League-Rechte dennoch nicht. "Für Sat.1 werden wir uns jetzt um andere Spitzenfußballrechte bemühen", kündigt Bartl an.

Im Pay-TV kommt wie erwartet erneut Sky zum Zug - wobei ernsthafte Konkurrenz hier auch nicht zu erwarten war.