Nachdem der finnische Medienkonzern Sanoma bereits vor wenigen Tagen aus der Deckung kam, steigt nun offenbar auch die RTL Group in den Bieter-Wettstreit um die Übernahme ausländischer Sender von ProSiebenSat.1 ein. "Handelsblatt" und "Dow Jones" berichten übereinstimmend, dass RTL ein Angebot für die belgischen Sender VT4 und VijfTV abgegeben habe.

Grund für das Interesse: Beide Sender sind im flämischen Teil von Belgien empfangbar - und damit genau dort, wo die RTL Group derzeit noch nicht mit eigenen Sendern vertreten ist. Für die ebenfalls zum Verkauf stehenden niederländischen Sender will RTL mit Verweis auf den dort bereits sehr starken Stand offenbar nicht bieten. Zudem fürchtet die Gruppe das Eingreifen der Medienhüter.

 

Der Poker um die belgischen Sender von ProSiebenSat.1 ist allerdings auch noch aus einem anderen Gesichtspunkt heraus durchaus spannend, denn die RTL Group trifft dabei auf einen alten Bekannten: Der niederländische Produzent John de Mol ist regionaler Partner der von Sanoma - und zugleich mit mehr als 26 Prozent an RTL in den Niederlanden beteiligt. Nicht ausgeschlossen, dass diese Konstellation in naher Zukunft noch für interne Auseinandersetzung sorgen könnte.

Außerhalb der Grenzen Deutschlands ist ProSiebenSat.1 derzeit in 13 Ländern beteiligt, seit der Konzern vor einigen Jahren von den Finanzinvestoren KKR und Permira mit der skandinavischen Sendergruppe SBS verschmolzen wurde. Bereits vor einigen Monaten hatte ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling erstmals bestätigt, einige Auslandstöchter verkaufen zu wollen. Mit einer Entscheidung ist noch in diesem Quartal zu rechnen.