Erst seit wenigen Wochen ist Ulrich Wilhelm im Amt, doch auf den neuen Intendanten des Bayerischen Rundfunks scheint viel Arbeit zu warten. Der öffentlich-rechtlichen Anstalt muss sparen - und tut dies nicht zuletzt am Programm. Betroffen ist dabei einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge besonders der Hörfunk-Bereich.

An Kleinigkeiten können die Hörer das Sparprogramm feststellen - etwa an der Tatsache, dass bei Bayern3 seit Beginn des Jahres auf das tägliche Horoskop verzichtet wird. Zu verschmerzen, wird diesbezüglich so mancher sagen. Deutlich bitterer dürfte die drastische Sendezeitkürzung der Reportage-Reihe "Nahaufnahme" sein, deren Sendezeit bei Bayern2 von Juli an von wöchentlich fünf Ausgaben auf nur noch eine gekürzt werden soll.

 

Dennoch sei der Einschnitt in diesem Fall vergleichsweise schonend. Für die Sendung hätten sehr viele Kollegen gearbeitet, niemand sei aber maßgeblich abhängig von ihrer Existenz, zitiert die "SZ" einen BR-Sprecher, der zugleich betont, dass es sich bei all den Maßnahmen nicht um eine "Etat-Kürzung" handle. Und dennoch: Seit zwei Jahren ist der Hörfunk-Etat eingefroren, im Gegenzug stiegen Kosten durch Tariferhöhungen oder höhere Strompreise. Noch dazu erwartet der Bayerische Rundfunk für das kommende Jahr zwei Prozent weniger Gebührenzahler als noch 2008.

Gespart wird im Gegenzug an vielen Stellen: Bayern2 spart sich sein "Musikfeature" am Sonntag und strahlt stattdessen Wiederholungen aus. Das Szenemagazin "Zündfunk", das sich in dieser Woche etwa mit der Frage beschäftigte, ob die Netzgemeinde eine Lobby brauche, erhält fortan 12 Prozent weniger Sendezeit. Dass Bayern2 bei der jüngsten Media-Analyse um mehr als 26 Prozent zulegen konnte, scheint dabei zweitrangig zu sein, das Spar-Konzept, das Hörfunkdirektor Johannes Grotzky mit den Programmbereichs- und Redaktionsleitern ausgeklügelt hat, soll durchgezogen werden.

Ein BR-Sprecher verweist gegenüber der "SZ" allerdings trotz des Sparkurses auf eine weiterhin hohe Zahl an Reportage- und Hintergrundsendungen - so soll 2012 auf B5 aktuell eine neue Reportage-Reihe am Sonntag eingeführt werden. Investieren will der BR dagegen vor allem in die Radio- und Fernsehmarke on3, die als multimediale Marke für Menschen unter 30 Jahren gedacht ist. Und dennoch: Allzu rosig sind die Aussichten für Radiomacher beim Bayerischen Rundfunk momentan nicht.