Apple-Chef Steve Jobs gab am Montagabend auf der Entwickler-Konferenz WWDC wie gewohnt einen Ausblick auf die Pläne für die kommenden Monate. Für den Herbst wurde die nächste Version des Betriebssystems iOs für iPhone, iPad und iPod Touch angekündigt - auch mit einem für die Medienbranche interessanten Detail: Dem "Newsstand".

Apple selbst beschreibt das Feature "als ein schönes, leicht zu verwaltendes Bücherregal, das Titelbilder aller Zeitungs- und Magazin-Abonnements an einem Ort anzeigt". Über einen neuen Bereich im App-Store lassen sich künftig Abonnements digitaler Ausgaben von Zeitschrifen oder Zeitungen abschließen, die dann im "Newsstand" angezeigt werden. Die aktuellste Ausgabe wird dabei jeweils im Hintergrund automatisch heruntergeladen, sodass morgens beispielsweise schon die aktuelle Ausgabe der Zeitung oder Zeitschrift ohne weiteres Zutun verfügbar wäre.

Die große Euphorie ist bei den deutschen Verlagen aber angesichts dieser Ankündigung trotzdem nicht ausgebrochen, auch wenn man dem Angebot durchaus aufgeschlossen gegenüber steht. "Wir begrüßen sämtliche Maßnahmen, die zu einer Vergrößerung des Marktes für digitale Magazine führen. Insbesondere die Darstellung der Titelseiten im Newsstand wird dem emotionalen Medium 'Zeitschrift' eher gerecht als der AppStore", sagt etwa Patrick Wölke, Geschäftsführer des iLab von Burda, gegenüber DWDL.de. Auch Thilo von Trott, der bei Gruner + Jahr für Public Affairs und Corporate Responsibility zuständig ist, begrüßte auf DWDL.de-Anfrage die Herangehensweise, einen speziell auf Medienprodukte zugeschnittenen Kiosk anzubieten. Besonders für die Nutzer sei das sehr begrüßenswert. Ähnliches ist aus dem Hause Springer zu hören.

Und dennoch: Die Verlage bleiben reserviert. Zum einen, weil Apple zwar trotz der Ankündigung viele Details mal wieder schuldig geblieben ist und dadurch eine genaue Bewertung noch gar nicht möglich ist. Vor allem aber, weil sich an den grundsätzlichen Problemem, die die Verlage mit dem einst als Heilsbringer gefeierten Apple haben, durch "Newsstand" gar nichts ändert. "Unsere Sorgen bezüglich der Konditionen der Zusammenarbeit zwischen Apple und den Verlagen bleiben unverändert bestehen", so Burdas iLab-Chef Patrick Wölke.

Auch bei Gruner + Jahr schlägt man in die selbe Kerbe. Der Hauptkritikpunkt sind dabei gar nicht die 30 Prozent, die Apple von den Umsätzen einbehalten will, sondern eher die Frage, wer über die Kundenbeziehungen verfügen kann, wie weit Apple in den Content der Verlage eingreift - etwa durch das Verbot vermeintlich anstößiger Inhalte - oder auch die simple Frage, ob man sich weiterhin dem starren Preis-Modell von Apple unterwerfen muss, das nur Preise von 0,99, 1,99, 2,99 etc. ermöglicht. "Wir werden über diese Fragen weiterhin das Gespräch mit Apple suchen", so von Trott. Bis diese Fragen geklärt sind, dürften sich die Euphorie weiter in Grenzen halten.