Ein Beitrag der Sendung "ZDF.kulturpalast" sorgt im Netz für Wirbel. Es geht dabei um ein Interview, das im Grunde genommen gar keines ist. In der Sendung vom 16. Juni widmete das bei ZDFkultur ausgestrahlte Popkultur-Magazin dem Hip-Hopper Tyler the Creator einen Beitrag - doch der angebliche Interviewer, "Praktikant Johannes", ist erst nachträglich in das Gespräch geschnitten worden.

Entsprechende Mutmaßungen des Journalist und Blogger Daniel Bröckerhoff, der den Wirbel überhaupt erst auslöste, bestätigte Stefan Unglaube, Koordination ZDFkultur, am Dienstag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Pikant: Bei den ausgestrahlten Antworten des Musikers handelt es sich um das Material einer Promotion-Agentur. "Das Material wurde zu Promotionzwecken durch die Plattenfirma zur Verfügung gestellt, der 'Praktikant Johannes' hat den Hip-Hop-Star Tyler the Creator hierfür nicht getroffen", so Unglaube.

Tyler the Creator, der in dem Beitrag in erster Linie durch vulgäre Ausdrücke von sich reden macht, sei dafür bekannt, grundsätzlich keine Interviews zu geben. "Dieser Beitrag ist Ausdruck eines satirischen Umgangs mit der Attitüde eines Sängers, der vollständig gestaltete Beitrag wurde im übrigen so von der Plattenfirma abgesegnet", so ZDF-Mann Unglaube zu DWDL.de. Fraglich ist allerdings, inwiefern die Satire bei den Zuschauern überhaupt angekommen ist - der Anmoderation ist dies nämlich nur schwer zu entnehmen.

Moderatorin Pegah Ferydoni sagte unmittelbar vor Beginn des Beitrags: "...und weil diese Musik vor allem bei jungen Männern gut ankommt, haben wir gleich an unseren Praktikanten Johannes gedacht. Der hat noch nie im Leben ein Interview geführt. Deswegen haben wir ihn direkt zu Tyler the Creator geschickt. Na, Johannes, dann zeig mal, was du drauf hast." Im Internet ist der einzelne Beitrag noch immer zu sehen, dort allerdings gänzlich ohne diese angebliche einordnende Anmoderation.

Dass der "Praktikant" dem Hip-Hop-Sänger nie gegenübersaß, ist für den Zuschauer daher in diesem Fall erst recht nicht ersichtlich. Beim ZDF verteidigt man den Bericht allerdings trotzdem. "Ein Teil des spielerischen Umgangs mit Populärkultur kann auch darin liegen, ein Interview aus zur Verfügung gestelltem, jedoch recht ungewöhnlichem Promotionmaterial zusammen zu stellen", so Stefan Unglaube gegenüber DWDL.de. Letztlich ist der offenkundig als Satire gemeinte Beitrag mit all seinem Promo-Material wohl schlicht ein wenig unglücklich geraten.