Anlässlich der 2000. Folge ihrer Gerichtsshow im Mai sagte Barbara Salesch im Interview mit DWDL.de noch, sie denke derzeit nicht über das Aufhören nach, räumte aber ein: "Morgen am Ausstrahlungstag der Jubiläumsfolge werde ich ausgerechnet auch noch 61 Jahre alt. Irgendwann hört man dann schon mal auf. Mit 65 bin ich spätestens weg, aber wahrscheinlich schon ein bisschen früher." Nun geht es doch schneller als gedacht - und wohl auch schneller als es Sat.1 lieb ist, waren die Gerichtsshows doch zuletzt zwar weit von ihren einstigen Bestwerten entfernt, aber doch verlässliche Garanten für ordentliche Quoten am Nachmittag.
Doch nun tut sich ab 2012 ein neues Loch in der Daytime auf, denn Barbara Salesch hat ihren Abschied zum Ende dieses Jahres angekündigt. Salesch: "Nach über 12 Jahren habe ich entschieden, dass das 'Abenteuer' Fernsehen Ende des Jahres für mich zu Ende geht. Als ich im Frühjahr 1999 als Vorsitzende Richterin am Landgericht Hamburg angesprochen wurde, ob ich die Sendung machen wolle, schienen mir 100 Folgen schon viel. Dann waren wir irgendwann bei der 1000. Sendung. Im Mai 2011 haben wir die 2000. Sendung gefeiert. Aber man soll gehen, wenn es am Schönsten ist - und genau das tue ich jetzt."
Barbara Salesch startete ihre TV-Karriere am 27. September 1999 und verhandelte damals noch echte Fälle vor dem Schiedsgericht, da TV-Aufnahmen in echten Gerichtsverhandlungen nicht erlaubt sind. Legendär wurde etwa der Maschendrahtzaun-Fall, dem Stefan Raab zu großer Popularität verhalf. Die Quoten waren dennoch zu Beginn noch mau. Erst als ein Jahr später die Sendung auf fiktive Strafgerichtsfälle umgestellt wurde, schossen die Quoten in die Höhe. In der Spitze wurden Marktanteile bis zu 35,7 Prozent erzielt, teils sahen über dreieinhalb Millionen Zuschauer zu. Sie erhielt 2002 gar den Deutschen Fernsehpreis als beste tägliche Sendung und fand mit Alexander Hold bei Sat.1 aber auch "Strafgericht", "Familiengericht" und "Jugendgericht" bei RTL zahlreiche Nachahmer.
Seit RTL mit seinen Scripted Reality-Formaten am Nachmittag in die Erfolgsspur zurückgefunden hat, sind die Quoten der Sat.1-Gerichtsshows deutlich gesunken. Vor allem beim älteren Publikum kann Barbara Salesch mit regelmäßig rund zwei Millionen Zuschauern zwar noch immer punkten, bei den Jüngeren ist man von einstigen Bestwerten aber meilenweit entfernt. Dennoch lagen die Quoten noch immer meist auf einem ordentlichen Niveau.
Sat.1-Chef und ProSiebenSat.1-TV-Vorstand Andreas Bartl: "Wir respektieren die Entscheidung von Barbara Salesch natürlich, bedauern sie aber von Herzen. Barbara Salesch hat mit ihrer täglichen Sendung TV-Geschichte geschrieben. Ihre Show war die erste Gerichtsshow nach amerikanischem Vorbild im deutschen Fernsehen – und entwickelte sich in kurzer Zeit zum absoluten Publikumsliebling. Mit ihrer liebenswerten und unkonventionellen Art wurde Barbara Salesch zu einem der bekanntesten TV-Gesichter in der deutschen Öffentlichkeit. Im Namen von Sat.1 bedanke ich mich bei Frau Salesch und filmpool für die ausgesprochen tolle Zusammenarbeit – und wünsche unserer ersten TV-Richterin weiterhin alles Gute."
Ans Gericht zurückkehren wird Barbara Salesch übrigens nicht. Auf die Frage, was sie in der Zeit nach dem Ende ihrer TV-Show machen werde, sagte Barbara Salesch im DWDL.de-Interview: "Ich werde mich in der Malerei ausleben und mich mit der Bildhauerei beschäftigen, was ich in Hamburg ja auch schon gemacht hatte. Ich hatte in Hamburg schon mein eigenes Atelier und an diesem Punkt werde ich dann wieder ansetzen."
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