Die Otto Brenner Stiftung und die ARD liefern sich in diesen Tagen einen munteren Schlagabtausch. Grund dafür ist eine in Kooperation mit Netzwerk Recherche erschienene Studie der Stiftung, in der der Medienjournalist Fritz Wolf untersuchte, wie viel Information und vor allem welche Art von Information in deutschen Fernsehprogrammen weitergegeben wird.

So gehöre auch bei den Öffentlich-Rechtlichen die Primetime zu den informationsarmen Programmstrecken - zudem hätten Infotainment und Boulevard in dieser Zeit zugenommen. "Das ist eigentlich ein unhaltbarer Zustand und widerspricht dem öffentlich-rechtlichen Auftrag", so ein zentrales Ergebnis der Studie. ARD, ZDF und Dritte seien besonders verantwortlich dafür, ihre Zuschauer zur Hauptsendezeit nicht allein der Zerstreuung zu überlassen.

 

Zugleich schlägt die Studie vor, dass ARD und ZDF ihren Informationsbegriff erweitern - allerdings nicht in Richtung Unterhaltung, wie dies bei den Privatsendern der Fall sei. ARD-Programmdirektor Volker Herres wies die Vorwürfe "entschieden zurück" und sagte: "Der Informationsanteil im Ersten ist mitnichten zurückgegangen, vielmehr blieb er in den letzten Jahren konstant. So lag der Informationsanteil 2010 bei 43 Prozent. Die Information macht damit nach wie vor den größten Programmanteil im Ersten aus. sondern in Richtung vielfältiger dokumentarischer Programme."

Der Kritik am Ersten fehle die inhaltliche Substanz, so Herres. "Den Ausführungen, die den Eindruck erwecken sollen, eine empirische Studie zu sein, mangelt es an den notwendigen Belegen für die aufgestellten Behauptungen." Darüber hinaus beschäftige sich "Hart aber fair" ab Herbst bereits in der Primetime mit überwiegend politischen Themen, mit der neuen Sendung von Günther Jauch starte zudem eine weitere Talksendung zu aktuellen, auch politischen Themen.

Herres verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, dass das Wirtschaftsmagazin "Plusminus" mit Inkrafttreten der Programmreform fünf Minuten mehr Sendezeit erhalte - dass vor einigen Jahren die Sendezeit von 40 auf 25 Minuten gekürzt wurden, verschweigt er allerdings. Fraglich ist zudem, ob es es der Otto Brenner Stiftung tatsächlich darum geht: Dort fühlt man sich nämlich völlig falsch verstanden. An keiner Stelle der Studie werde behauptet, dass der Informationsanteil des Ersten abgenommen habe, stellte die Stiftung am Donnerstag klar.

"Ein Blick wenigstens in die Thesen oder die Schlussfolgerungen der Studie hätte nicht schaden können", so der Seitenhieb in Richtung des ARD-Programmdirektors. Vielmehr sei die Frage gewesen, ob auch überall Information drin sei, wo Information drauf steht, hieß es. Darüber hinaus finde sich an keiner Stelle der Studie die Behauptung, dass es im Ersten weniger Dokumentationen und Dokumentarfilme gebe, wie Herres der Otto Brenner Stiftung unterstellt. "Vielmehr moniert der Autor, dass Dokumentarfilme und zahlreiche wichtige Dokumentationen oft erst sehr spät, meist nach Mitternacht gesendet werden."

In diesem Fall stimme zwar das "Mengengerüst", wie Herres sagt - nur die Sendezeit eben nicht. Die Stiftung stellt in diesem Zusammenhang die Frage, ob der Sendeplatz um 23:40 Uhr für die kürzlich ausgestrahlte Dokumentation "Strom ohne Atom" eine zuschauerfreundliche Zeit für ein solch wichtiges und heiß diskutiertes Thema sei und gibt auch gleich die Antwort: "Eher doch ein Abschieden an den Programmrand."