Am Sonntag wurde die britische "News of the World" nach 168 Jahren eingestellt, doch vom Tisch ist der Abhörskandal damit noch lange nicht. Im Gegenteil: Immer weitere Details kommen inzwischen ans Tageslicht. So sollen die ebenfalls zum Imperium von Rupert Murdoch gehörenden Zeitungen "The Sun" und die eigentlich als seriös geltende "Sunday Times" den früheren britischen Premierminister Gordon Brown möglicherweise ausspioniert haben.

Bitterer Beigeschmack: Durch den Skandal droht nun auch die Übernahme des britischen Senders BSkyB zu platzen. Vize-Regierungschef Nick Clegg forderte Murdoch auf, sein Angebot auf Eis zu legen. "Tun Sie das Anständige und Vernünftige und überdenken sie noch einmal ihr Gebot für BSkyB", sagte Clegg der BBC. Auch Premier David Cameron, dem ein enges Verhältnis zu Murdoch nachgesagt wird, äußerte sich kritisch. Würde Murdoch den Konzern führen, wäre es ihm zunächst daran zu gelegen, die Krise zu überwinden, so Cameron.

Am Montag kündigte Murdochs News Corp. an, den Verkauf des Nachrichtensenders Sky News abblasen zu wollen, was binnen Minuten den britischen Medienminister Jeremy Hunt auf den Plan rief. Er leitete den eigentlich schon sicher geglaubten Deal nun zur Überprüfung an das Kartellamt, das nun wiederum rund ein halbes Jahr Zeit hat, um die Pläne zu prüfen. Murdoch spielt damit wohl auch auf Zeit, schließlich könnte die Aufregung um den Skandal bis dahin wieder spürbar abgeklungen sein.

Im Frühjahr hatten sich Hunt und News Corp. auf eine schnelle Übernahme von BSkyB geeinigt. Der Komporomiss sah vor, dass auf eine langwierige Prüfung verzichtet werde, sollte News Corp. den Nachrichtensender Sky News aus BSkyB herauslösen. Schon jetzt hält Murdoch bereits fast 40 Prozent an dem Pay-TV-Unternehmen - für die restlichen Anteile war er bereit, 14 Milliarden Dollar zu bezahlen. Die Aktienkurse von BSkyB und News Corp. hatten in Folge der jüngst bekannt gewordenen Details deutlich nachgegeben.