"Relevanz, Relevanz, Relevanz" statt "Fakten, Fakten, Fakten" - das war die Devise, die Wolfram Weimer, der bis dahin die Zeitschrift "Cicero" geleitet hatte, bei seinem Amtsantritt als neuer "Focus"-Chefredakteur ausgab. Er wollte den "Focus" grundlegend umpositionieren, die Nutzerwert-Themen, die die Markwort-Ära geprägt hatten, vom Titel verbannen. Stattdessen sollte der "Focus" wieder auf Augenhöhe mit dem "Spiegel" kommen, offensiv konservative Positionen im gesellschaftlichen Diskurs besetzen.

Doch der Umbau, den Weimer in den zurückliegenden zwölf Monaten vorangetrieben hat, stieß längst nicht überall auf Gegenliebe - auch und gerade nicht bei seinem Co-Chefredakteur Uli Baur, der den "Focus" auch schon zu Markworts Zeiten mitgeprägt hatte. In der vergangenen Woche machten bereits Meldungen die Runde, es herrsche regelrecht "Krieg" zwischen Weimer und Baur, die Auflösung der Doppelspitze stehe unmittelbar bevor.

Nun ist es so weit: Wie Burda am Dienstagvormittag mitteilt, muss Wolfram Weimer nach nur einem Jahr seinen Chefredakteurs-Posten beim "Focus" wieder verlassen. Uli Baur ist künftig demnach alleiniger Chefredakteur des Magazins. Offiziell heißt es, er werde die Burda News Group und deren Geschäftsführer Burkhard Graßmann weiterhin beraten und sich vor allem um den Ausbau der strategischen Allianz mit dem "Economist" kümmern, die er selbst angeleiert hatte.

"Der von ihm begonnene Weg der inhaltlichen Erneuerung wird mit aller Konsequenz weiter verfolgt", beteuert man in einer Mitteilung. Doch angesichts der Grabenkämpfe um die Ausrichtung, die nun zur Trennung von Weimer geführt hat, darf das wohl aus gutem Grund bezweifelt werden. Schon zuletzt hatten es immer wieder auch Ratgeber-Themen auf den Titel geschafft, unter Uli Baur dürfte es eine zunehmende Rückbesinnung darauf geben. Dabei gelang es mit der Neu-Ausrichtung zuletzt immerhin, den jahrelangen Auflagenschwund zumindest zu stoppen, auch wenn der große Aufschwung bislang aus blieb.