Als Ende Juni die Klage mehrerer deutscher Verlage gegen die kostenlose App der "Tagesschau" bekannt wurde, nutzte der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner die Gelegenheit, um sich noch einmal öffentlich um die Existenzgrundlage der Zeitungsbranche zu sorgen. "Alle privaten Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, auch die privaten Fernsehanbieter sind in Sorge, dass im Zuge der Digitalisierung durch einen Missbrauch der dominierenden, marktverzerrenden Rolle der Öffentlich-Rechtlichen die Geschäftsgrundlage für Qualitätsjournalismus und damit Meinungsvielfalt in Deutschland verloren geht", sagte Döpfner damals.

Dabei hat er selbst überhaupt keinen Grund zur Beunruhigung. Was gerne verschwiegen wird: Für Axel Springer ist das Geschäft mit den Zeitungen nach wie vor das am meisten profitable Segment. Das zeigt auch der Blick auf die nun vorgelegten Geschäftszahlen für das erste Halbjahr. Zwar ging der Umsatz um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert zurück, denn spricht der Konzern angesichts von 565,1 Millionen Euro von einem "guten Ergebnis". Die Vertriebserlöse blieben nahezu stabil und profitierten dabei auch von Preiserhöhungen bei "Bild" im zweiten Quartal dieses Jahres.

 

Insgesamt betrachtet steigerte Springer das EBITDA im ersten Halbjahr 2011 um 10,5 Prozent. Die leicht sinkenden Erlöse bei den inländischen Printmedien konnten im Gegenzug durch kräftiges Wachstum bei den digitalen und internationalen Medien mehr als kompensiert werden. Die digitalen und internationalen Medien trugen darüber hinaus in den ersten sechs Monaten bereits 38,8 Prozent zum EBITDA des Konzerns bei. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug dieser Wert noch 21,5 Prozent. Beim Konzernumsatz beläuft sich der Anteil sogar auf 44,0 Prozent.

Axel Springer steigerte seinen Umsatz im ersten Halbjahr indes um 11,8 Prozent auf mehr als 1,5 Milliarden Euro. "Die Zahlen bestätigen unsere Strategie. Axel Springers digitale und internationale Aktivitäten sind nicht nur die Wachstumstreiber, sondern tragen mittlerweile auch nahezu 40 Prozent zum operativen Ergebnis bei", sagte Döpfner. "Ergebnisverbesserungen haben wir im digitalen Geschäft insbesondere bei unseren Inhalte-Portalen und  Rubriken-Marktplätzen erreicht. Unsere Initiative für Bezahlinhalte im Internet macht Fortschritte, und wir werden diesen langfristigen Paradigmenwechsel weiter beharrlich vorantreiben."

Und dennoch: Die Zeitungssparte ist sämtlichem Jammern zum Trotz nach wie vor hochprofitabel und für Springer nicht verzichtbar - kaum zu glauben, dass alleine die "Tagesschau"-App all das zunichte machen wird. Indes bestätigt der Springer-Vorstand seien bisherige Prognose und erwartet nach wie vor für das Geschäftsjahr 2011 einen Anstieg der Gesamterlöse im einstelligen Prozentbereich