In einem Interview mit dem "Handelsblatt" wiederholte "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann seine schon häufiger getätigte Aussage, nach der beim Verkaufspreis der "Bild"-Zeitung noch Luft nach oben sei, auch wenn sie inzwischen vielerorts bereits 70 Cent koste. "Für einen Cappuccino zahlen Sie heute im Cafe mindestens 2,80 Euro. Da sind 70 Cent für eine Zeitung nicht viel. Deshalb schließe ich auch nicht aus, dass 'Bild' irgendwann einen Euro kosten wird", so Diekmann.

Ohnehin finde er "alle Zeitungen viel zu preiswert". Vor allem Regionalzeitungen würden aus Angst vor Auflageneinbußen Preiserhöhungen scheuen. Auch die "Bild"-Zeitung hat mit einem deutlichen Auflagenrückgang zu kämpfen, fährt aus Einnahmesicht aber offenbar mit den Preiserhöhungen gut. "Wir wollen nach dem sehr guten Jahr 2010 auch 2011 mit dem Verkauf der Zeitung so viel Geld verdienen wie nie zuvor. Und wir werden mit der gedruckten Ausgabe noch viele Jahre gutes Geld verdienen", so Diekmann.

Der "Bild"-Chefredakteur äußerte sich im "Handelsblatt"-Interview zudem auch über den Skandal beim inzwischen eingestellten britischen Boulevard-Blatt "News of the World", dessen Mitarbeiter unter anderem jahrelang Telefone abgehört hatten. "Was dort passiert ist, war kriminell und hatte mit Journalismus nichts zu tun", so Diekmann, der die Entwicklung aber auf das englische Presserecht zurückführt, das Journalisten dort "traditionell großen Spielraum bei der Informationsbeschaffung" zubillige. Dies habe wie ein "Nährboden für die kriminellen Praktiken" gewirkt.

Gleichzeitig sieht Diekmann durch die Diskussionen nach dem Skandal die Gefahr, dass die Arbeit von Journalisten auch hierzulande behindert werden könnte. "Wichtig ist, dass nun nicht alles kriminalisiert wird, was jene Journalisten tun, die unter Recherche nicht nur den Besuch von Pressekonferenzen verstehen", so Diekmann. Den Vorwurf, mit "Bild" häufig Persönlichkeitsrechte zu verletzen, will er nicht stehen lassen. "Persönlichkeitsrechte dürfen nicht als Totschlagargument missbraucht werden, um unliebsame Recherchen zu diskreditieren", so Diekmann. Entscheidend sei, zwischen dem öffentlichen Informationsinteresse auf der einen Seite und den Persönlichkeitsrechten auf der anderen Seite abzuwägen. Diekmann. "Die Balance zu halten, ist oft ein schmaler Grat, und auch wir machen nicht immer alles richtig." Privates sei aber nicht immer privat, wie das Beispiel des Politikers Christian von Boetticher zeige, der nach dem Bekanntwerden einer Affäre mit einer 16-Jährigen von seinen Ämtern zurücktrat.