"Die Weichen sind gestellt, und von daher ist es auch für mich Zeit, mein Interim zu beenden." Mit diesen Worten kündigt Andreas Bartl in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" an, die Geschäftsführung von Sat.1 nach gut eineinhalb Jahren wieder abgeben zu wollen. "Mein Interim endet, ich werde die Geschäfte bei Sat.1 an Joachim Kosack übergeben, am 4. Oktober, am Tag nach dem Tag der deutschen Einheit."

Kosack ist bislang Fiction-Chef und zudem bereits seit einiger Zeit als Co-Geschäftsführer von Sat.1 ohnehin intensiv mit dem Sender betraut. Er folgt nun also auf Bartl, der sich wieder voll und ganz auf seine Arbeit als Vorstand German Free-TV bei ProSiebenSat.1 konzentrieren wird. Bartl hatte die Leitung von Sat.1 im Februar vergangenen Jahres von Guido Bolten übernommen, der während seiner 14-monatigen Amtszeit weitgehend glücklos geblieben war.

 

"Als ich Sat.1 übernommen habe, habe ich versprochen, ein bestelltes Haus zu übergeben. Ich habe den Eindruck, es ist so weit", sagt Bartl nun - und findet für seinen Nachfolger ausschließlich lobende Worte: "Joachim Kosack ist einer der besten Fernsehmacher in Deutschland, sehr charismatisch, sehr kreativ, sehr erfahren." Angesichts verlorener Champions-League-Rechte könnten aber auch auf Joachim Kosack noch schwere Zeiten zukommen, zumal die Quoten von Sat.1 selbst mit der Hilfe von Fußball während Bartls Amtszeit nicht gestiegen sind. Doch womöglich könnte Kosack vor allem seine Liebe zu Serien zugute kommen. "Wir haben gerade vier neue Serien bestellt, die 2012 ins Programm kommen", sagt Bartl.

 So sei mit "Heller & Hansen" (AT) eine Arztserie im Stil von "Edel & Starck" geplant. Darüber hinaus sei eine Krimiserie mit dem Arbeitstitel "Familie undercover" geplant, in der es um einen Kommissar geht, der mit seiner Familie in ein Zeugenschutzprogramm eintreten muss. Hinzu kommen zwei weitere Formate: "Wir haben eine 'Salt and Pepper'-Krimigeschichte, die in München spielt, also eine Serie, die mit zwei sehr unterschiedlichen Charakteren arbeitet. Und last but not least eine originelle Dramedy, die den Arbeitstitel trägt 'Es kommt noch dicker'", so Bartl in der "FAZ".

Zugleich bekräftigte er das Vorhaben, am Montagabend durchgehend deutsche Fiction zeigen zu wollen - angesichts der schwachen Quoten, die die mangels Alternativen ins Programm genommenen Wiederholungen von "The Mentalist" derzeit verzeichnen, erscheint das nur allzu konsequent. "Jeder Abend braucht bei jedem Sender seine eigene Tonalität. In diesem Punkt sind wir bei Sat.1 gut weitergekommen", zieht Andreas Bartl nun Bilanz. Nicht zuletzt die jüngsten Erfolge von "Danni Lowinski" und "Der letzte Bulle" haben Hoffnung gemacht. "Damit haben wir ein Kern-Genre wiederbelebt."

Die Champions League habe man "ungern verloren", gibt Andreas Bartl der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zu, zeigt sich jedoch zugleich kämpferisch. "Wir setzen dann eben auf andere Sportarten und auf Event-Programme. Und da kommt viel: 'Die Tore der Welt' nach Ken Follett, 'Pompeji' nach dem Roman von Robert Harris als Zweiteiler, zwei 'Wanderhuren'-Filme und einiges mehr. Kurz, die Programmpipeline ist gut gefüllt." Als weiteren wichtigen Bereich sieht Bartl zudem Familienshows an - hier arbeite man eng mit John de Mol zusammen. "Er macht drei neue Shows für uns. Mit 'The Voice' haben wir uns meines Erachtens das beste neue Showformat seit fünf Jahren gesichert."

Wann genau die Castingshow, die zunächst abwechselnd bei ProSieben und Sat.1 läuft, ausgestrahlt wird, ist jedoch nach wie vor nicht bekannt - im November dürfte es allerdings losgehen. Dafür kündigt Andreas Bartl nun an, dass der neue Best-Ager-Sender von ProSiebenSat.1 in der zweiten Jahreshälfte 2012 an den Start gehen soll. "Es gibt einigen Raum für Spezialisierung", so Bartl über das Projekt. "Und da wir die Mediapower einer großen Gruppe im Hintergrund haben, gibt uns das große Chancen. Wir können einen neuen Sender sehr schnell bekannt machen." Mut macht nicht zuletzt der erfolgreiche Start von Sixx. Bartl: "Die Geschäftsführerin Katja Hofem-Best macht einen phantastischen Job. Das hat uns in dem Gedanken bestärkt, dass man mit speziell ausgerichteten Kanälen noch eine Chance hat."