Die WAZ-Mediengruppe ist bislang zu jeweils 50 Prozent in der Hand der Brost- und Funke-Familienstämme. Doch das soll sich bald ändern: Die zum Funke-Stamm gehörende Petra Grotkamp, die bislang 16,67 Prozent der Anteile hält, will für einen Preis von knapp unter 500 Millionen Euro die Anteile der Brost-Holding übernehmen, wie Ende August bekannt wurde. Das Geschäft sollte innerhalb weniger Wochen über die Bühne gehen.

Doch dann kam ein unerwartetes Störfeuer von außen: Springer-Chef Mathias Döpfner unterbreitete der WAZ Angebot zur Übernahme von Teilen der Gruppe - und taxierte den Wert des Gesamt-Konzerns dabei auf 1,4 Milliarden Euro - deutlich mehr, als dem Grotkamp-Angebot zugrunde lagen. Das Angebot wurde zwar zurückgewiesen, dürfte den Verkaufsprozess aber kaum erleichtert haben.

 

 

Doch Döpfner hat sich offenbar noch nicht geschlagen gegeben. Wie das "Manager Magazin" nun berichtet, soll Springer-Chef Döpfner in einem Telefonat mit dem Testamentsvollstrecker des WAZ-Mitgründers Erich Brost, dessen Enkel ihren 50-Prozent-Anteil verkaufen wollen, Anfang Oktober sogar mitgeteilt habe, dass Springer den Gesamtwert der WAZ-Gruppe sogar intern noch höher einschätze und er somit zu einer Nachbesserung des Angebots bereit sei. Nach Infos des Magazins werde die WAZ Springer-intern sogar mit 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro bewertet.

Diese Bewertung werde auch von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG gestützt. Dem Grotkamp-Angebot liegt hingegen ein Gesamtwert der WAZ-Gruppe von nur 940 Millionen Euro zugrunde. Heinemann soll nun PricewaterhouseCoopers mit einem weiteren Wertgutachten beauftragt haben.

Springer stellte inzwischen klar, dass man kein Angebot zum Kauf der kompletten WAZ-Mediengruppe abgegeben habe und demnach auch nicht nachgebessert, sondern lediglich für bestimmte Teile wie den Programmzeitschriften oder dem WAZ-Anteil an der "Krone". Unternehmenssprecherin Edda Fels: "Das Gerücht, Axel Springer habe ein Angebot für die WAZ-Gruppe abgegeben, hat so viel Wahrheitsgehalt wie die berühmt Spinne in der Yucca-Palme. Wir haben uns lediglich zur Bewertung der gesamten Gruppe geäußert, die wir für nicht marktgerecht halten."