Die Beteiligten gaben sich zuletzt zuversichtlich, doch das Bundeskartellamt könnte der geplanten Übernahme des Kabelnetzbetreibers Kabel BW durch den US-Konzern Liberty Global zum Preis von mehr als drei Milliarden Euro einen Strich durch die Rechnung machen. Die Behörde hat den Beteiligten inzwischen ihre vorläufige rechtliche Bewertung übersandt und darin wettbewerbliche Bedenken gegen das Vorhaben dargelegt. Liberty ist hierzulande bereits über ihre Tochtergesellschaft Unitymedia in Nordrhein-Westfalen und Hessen auf dem Markt vertreten.

Die Wettbewerbshüter sind nach bisheriger Prüfung der Ansicht, dass der Zukauf von Kabel BW ein marktbeherrschendes Oligopol auf dem bundesweiten Gestattungsmarkt verstärken würde. Auf diesem Markt geht es um die Belieferung von Liegenschaften mit einer Vielzahl von Wohneinheiten, insbesondere von Wohnungsbaugesellschaften, mit dem TV-Signal über das Breitbandkabelnetz. In seiner vorläufigen Bewertung kommt das Bundeskartellamt zu dem Ergebnis, dass dieser Markt gemeinsam von den drei großen deutschen Kabelnetzbetreibern beherrscht wird - also von Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW.

Durch den geplanten Zusammenschlusses würde sich das Oligopol von drei auf zwei Unternehmen verengen. "Unter diesen Umständen wäre es in Zukunft noch unwahrscheinlicher, dass die verbleibenden Unternehmen in einen Wettbewerb zueinander treten", so das Kartellamt. Wettbewerbliche Bedenken bestehen nach Angaben der Behörde zudem auf dem Einspeisemarkt, also im Verhältnis der Kabelnetzbetreiber zu den TV-Sendern, die auf die Einspeisung in jedes regionale Netz angewiesen sind. Eine Entscheidung ist allerdings noch nicht gefallen - die Prüfung soll weitergehen. So ist unter anderem ein Markttest geplant. Die Frist für eine abschließende Entscheidung ist bis zum 15. Dezember 2011 verlängert worden.

Schon nach Bekanntwerden der Übernahme-Pläne im März dieses Jahres hatte es Bedenken gegeben - immerhin gehört Liberty Global mit Unitymedia seit Ende 2009 bereits der zweitgrößte Kabelnetzbetreiber Deutschlands. Kabel BW ist die Nummer drei auf dem deutschen Kabelmarkt und zählt aktuell mehr als 2,3 Millionen Kunden. Klappt die Übernahme, käme Liberty hierzulande auf knapp sieben Millionen Haushalte.