An allen Werktagen der vergangenen Woche erreichte "heute" zum Teil deutlich weniger Zuschauer als die jeweils zuvor gezeigte "SOKO"-Serie. So ging es am Montag von den 3,93 Millionen Zuschauer, die "SOKO 5113" erreichte, auf 3,23 Millionen nach unten. Von den 4,03 Millionen, die am Donnerstag bei "SOKO Stuttgart" dabei waren, sahen anschließend nur 3,58 Millionen die Nachrichten. Ganz ähnlich verhält es sich beim jungen Publikum: Als "SOKO Stuttgart" eine Woche zuvor mit einem Marktanteil von 11,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen wohl so stark war wie nie, sackte der Wert bei "heute" direkt danach auf maue 6,5 Prozent ab - übrigens noch einer der bessere Marktanteile.

Zugleich stellt sich aber auch die bereits von Peer Schader in den Raum geworfene Frage, wie zeitgemäß eine Sendung im Stil der "heute"-Nachrichten überhaupt noch ist. "Wenn es 'Neues' gibt und Berlusconi zurücktritt, wissen das die meisten schon längst bevor sie 'heute' einschalten", schreibt Schader im "FAZ"-Fernsehblog. "Was sie nicht wissen: Wieso dauert das so lange? Wie ist Italien eigentlich in diese Krise hineingeschliddert? Warum ist die Lage nicht viel früher eskaliert? Wenn es jetzt noch mehr zu retten gibt, woher kommt eigentlich das Geld dafür?" In Bezug auf "heute plus" meint er: "Viele wollen überhaupt nicht erklärt bekommen, wie die Sendung entsteht. Viele hätten lieber, dass ihnen stattdessen mal jemand die Nachrichten erklärt."

 

Wie es gehen könnte, zeigt der Blick nach Großbritannien. Dort leistet sich Channel 4 jeden Abend eine rund einstündige Nachrichtensendung - die übrigens ganz bewusst nicht auf ein virtuelles Nachrichtenstudio setzt. In den Nachrichten von Channel 4, so Schader, sei es sogar möglich, eigene Themen zu setzen und mehrminütige Hintergrundrecherchen zu zeigen. In einer bestenfalls 20-minütigen "heute"-Sendung ist das natürlich nur bedingt drin, will man die Ereignisse des Tages möglichst umfangreich abbilden. Das ZDF will das mit seinen "Erklärräumen" wettmachen, die seit Inbetriebnahme des neuen Nachrichtenstudios vor nunmehr zweieinhalb Jahren verwendet werden.

"Wir haben nun täglich grafische Erklärelemente in 2D und 3D, die von den Zuschauern sehr positiv bewertet werden", sagt Elmar Theveßen gegenüber DWDL.de. Im Laufe der Zeit wurde an diesen Elementen allerdings gearbeitet. "Nach dem Start 2009 hatte sich die Schlagzahl bei den Grafiken reduziert, weil sie auch optisch manchmal nicht überzeugend waren. Wir haben die Optik überarbeitet, um den Elementen mehr Tiefe und Glanz zu verleihen." Ein weiteres Sinken der Zuschauerzahlen konnten aber auch die Erklärelemente nicht verhindern. Als Erfolg wertet sie Theveßen aber trotzdem. "Die grafischen Elemente tragen auch zum anhaltenden Markterfolg des 'heute-journals' bei."

Im Gegensatz zu den "heute"-Nachrichten setzt das "heute-journal" viel stärker auf eine Einordnung der Themen des Tages - freilich in bewusster Abgrenzung zu der 19-Uhr-Sendung. Das "heute-journal" fährt mit seinem Konzept gut: Knapp acht Prozent beträgt der Marktanteil in diesem Jahr bei den 14- bis 49-Jährigen, nicht selten ist das Nachrichtenmagazin mit Claus Kleber und Marietta Slomka in dieser Gruppe eine der meistgesehenen ZDF-Sendungen des Tages - hin und wieder gar erfolgreicher als das Vorprogramm. Offensichtlich, meint Peer Schader, wird eine Einordnung der Nachrichten, wie sie im "heute-journal" geschieht, aber eben auch von "heute" erwartet. Es liegt nun am ZDF, die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Mit einer Verbesserung des Zuschauerflusses ist es im Falle der "heute"-Sendung wohl kaum getan. Vermutlich muss sich einfach das Format selbst verändern.