Im Serien-Bereich war RTL zuletzt bei Eigenproduktionen stark auf die Farben Krimi und Action festgelegt, eine Serie wie "Doctor's Diary" wirkte da wie ein Fremdkörper im Programm. Doch genau in diese Richtung wird derzeit bei RTL wieder entwickelt, wie Fiction-Chefin Barbara Thielen in einem Interview mit "Blickpunkt Film" sagte.

"Außer für unseren Krimi-Donnerstag entwickeln und produzieren wir auch gezielt andere Programmfarben für einen möglichen zweiten Fiction-Tag. Mit 'Doctor's Diary' ist es uns ja auch in der Vergangenheit bereits gelungen, ein solches Format erfolgreich zu setzen." Derzeit werden zwei Ideen "in der Tonalität von 'Doctor's Diary'" pilotiert, die die Serie aber nicht kopieren sollen. Sie habe die Hoffnung, dass zumindest eine Serie daraus hervorgehe, "die genauso turbulent wird und so viel Spaß macht wie 'Doctor's Diary'".

In die gleiche Richtung geht laut Thielen auch "Der Lehrer". Die Serie lief schon einmal als Sitcom und wird nun als 45-minütige Serie neu aufgelegt. Ein Kandidat für den möglichen zweiten Fiction-Abend wäre auch die Sitcom "Die Sekretärinnen", die derzeit gedreht wird. Derzeit pilotiere man weitere Sitcoms, um dann eine komplette Programmstunde füllen zu können.

Auf das Problem, dass selbst einer erfolgreichen Serie bei RTL pro Staffel derzeit in der Regel nur acht Episoden gedreht werden, hat Thielen auch eine Antwort: Man denke "über die Entwicklung von kostengünstigeren Serien nach, die man aber gleichzeitig mit einer höheren Folgenzahl produzieren kann. Im Sommer wollen wir in diesem Bereich erstmals pilotieren."

Trotz der derzeitigen Verzögerungen bei der "Transporter"-Serie, hat Barbara Thielen auch von internationalen Ko-Produktionen bislang nicht die Nase voll. "Die Erfahrungen bei 'Transporter' empfinde ich nicht als schlimm", so Thielen. Der Drehstopp sei auf die Verletzung des Hauptdarstellers zurückzuführen, die Pause habe man nun genutzt, um an Drehbüchern und Schnitten zu arbeiten. Im Mai sollen die Dreharbeiten wieder aufgenommen werden. Für Koproduktionen sprächen häufig schlicht inhaltliche und budgetäre Gründe. "Wenn ich eine Geschichte habe, die so groß und aufwendig und damit so teuer ist, dass sie nur im finanziellen Miteinander mehrerer Partner bewältigt werden kann, macht eine Koproduktion durchaus Sinn", so Thielen.

Im Film-Bereich will sich RTL auch weiterhin auf wenige Eventfilme pro Jahr beschränken. "Einen Movie-Tag für eigenproduzierte Filme, wie ihn Sat.1 hat, gibt es bei uns nicht. Den Tag, den wir für die Ausstrahlung von Movies zur Verfügung haben, ist der Sonntag, im Wechsel mit amerikanischen Spielfilmen. Und gegen eine starke Konkurrenz der anderen Sender ab und zu mal einen eigenproduzierten Film zu setzen, ergibt keinen Sinn." Im Event-Bereich wird man in diesem Jahr neben der "Jagd nach dem Bernsteinzimmer" den Film "Helden" produzieren, in dem es um die Frage geht, wenn im CERN ein nicht mehr kalkulierbares Unglück geschieht und Deutschland zusammenrücken muss. Dazu sind auch wieder Filme mit realem Hintergrund in der Entwicklung, etwa über die Starfighter-Unglücke in den 80ern und die Katastrophe in Ramstein. Auch ein Film über Götz von Berlichingen soll nun endlich umgesetzt werden.