"Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben heute die
Programmentscheidung getroffen, die Sendung 'Gottschalk Live' mit
Beginn der Sommerpause zu beenden", schreibt die ARD in einer Pressemitteilung am Mittwochnachmittag. Gottschalk hat somit nun nur noch eine eineinhalb-monatige Abschiedstour vor sich: Die letzte Sendung läuft am 7. Juni.

Überraschen kann diese Entscheidung zumindest außerhalb der "Gottschalk Live"-Redaktion eigentlich niemanden. Die Quoten waren nach einem starken Start vor über vier Millionen Zuschauern schon ab der zweiten Sendung in den roten Bereich gefallen. Es folgten hektische Umbauarbeiten und ein größerer Relaunch, bei dem man das gesamte eigentliche Konzept komplett über den Haufen warf und selbst das extra in einem Loft in Berlin eingerichtete Studio seiner Identität beraubte und in ein x-beliebiges Talkshow-Studio umwandelte. Unter Markus Peichl als neuem Redaktionsleiter wurde die Sendung zu einem gewöhnlichen Talk mit einem oder zwei Gästen umgemodelt.

Geholfen hat all das nicht. Im Gegenteil, mit fragwürdigen Entscheidungen wie dem Zusammenschneiden zweier Sendungen zu einer und der völligen Aufgabe des Live-Charakters schaffte man sich nur stetig neue Negativ-Schlagzeilen und bot auch den Kritikern im eigenen Haus weitere Angriffsfläche. Auch das Publikum blieb weiter weg: Die Sendung erreichte zuletzt immer neue Tiefstwerte, mehrfach fiel die Zuschauerzahl unter die Millionen-Marke. Am Dienstag wurde mit nur noch 1,4 Prozent Marktanteil in der um diese Zeit auch für die ARD werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ein neuer Tiefstwert markiert. Beim Gesamtpublikum sah es mit 4,3 Prozent Marktanteil nur unwesentlich besser aus. Peichls schon geflügeltes Wort "Bis zur Sommerpause sitzt das Konzept, ab Herbst wird sich das auf die Quote auswirken" wird nun jedenfalls nie auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft werden können.

In den letzten Wochen wurde auch öffentlich, dass sich insbesondere Programmdirektor Volker Herres für ein Ende der Sendung stark machte, der schwindende Rückhalt bei der überwiegenden Zahl der Intendanten war ein offenes Geheimnis. Die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel war eine der letzten, die "Gottschalk Live" verteidigte - auch weil sie Gottschalk von Anfang an zur Chefsache machte. Sie ist es auch, die nun zu Wort kommt und Gottschalk "für seine große Begeisterung, seine Kreativität und seine Risikobereitschaft" dankte.

Piel: "Ich finde es schade, dass 'Gottschalk Live' beim Publikum nicht den Zuspruch gefunden hat, den wir diesem Format alle gewünscht haben. Es war ein Experiment, auf das sich Thomas Gottschalk mit seiner ganzen Persönlichkeit eingelassen hat. Er ist mit uns gemeinsam das Wagnis für ein neues Sendekonzept für den Vorabend eingegangen. Wir werden nun in aller Ruhe gemeinsam über eine Zusammenarbeit in anderer Form nachdenken." Fraglich ist aber, ob eine solche Zusammenarbeit überhaupt so ohne weiteres möglich ist - wenn Gottschalk außerhalb des Vorabends eingesetzt werden soll, dann muss das jedenfalls aus Gebührengeldern finanziert werden. "Gottschalk Live" wurde bislang rein aus Werbeeinnahmen bezahlt.

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Und was sagt Gottschalk selbst? "Ich nehme diese Entscheidung der Intendanten mit Bedauern zur Kenntnis, habe aber volles Verständnis dafür. Es war uns von Anfang an klar, dass wir mit diesem Format ein Experiment gewagt haben und ich war mir des Risikos zu jeder Zeit bewusst. Über das Schicksal eines Fernsehmoderators entscheidet das Publikum und ich muss zur Kenntnis nehmen, dass es mir nicht gelungen ist, an diesem Programmplatz genügend Zuschauer zu begeistern. Trotzdem hat mir diese Erfahrung großen Spaß gemacht und ich danke der ARD, dass sie mir die Chance dazu gegeben hat."

Wie der Vorabend im Ersten, der für Gottschalk eigens umstrukturiert wurde, künftig aussehen soll, ist noch nicht bekannt.