Dass jüngere Zuschauer nur schwer nachkommen, müssen ARD und ZDF leidvoll feststellen - Großereignisse wie die gerade stattfindende Fußball-Europameisterschaft wirken angesichts dessen wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Das ZDF hat wohl nicht zuletzt deshalb eine Zuschauerbefragung in Auftrag gegeben. Das Urteil des Publikums fällt allerdings sehr ernüchternd aus: Das wahre Leben findet demnach auf anderen Sendern statt - und nicht im ZDF.

Befragt worden waren einem "Spiegel"-Bericht zufolge sowohl die vorwiegend älteren Stammzsuchauer, die in der Untersuchung offenbar als "sterbende" Zuschauergruppe bezeichnet werden, aber auch Jüngere, die das Zweite kaum einschalten. Demnach ist das ZDF in der allgemeinen Wahrnehmung kein Familienprogramm mehr, sondern "ein Sender für alte Zuschauer". Unter 50-Jährige fühlen sich "über weite Strecken ausgegrenzt". Das Informationsangebot wird als "zu weit weg vom Zuschauer" sowie als "steif, trocken, künstlich" bezeichnet.

Auch die Tonalität der fiktionalen Programme sei "nicht modern genug", so das Urteil der Zuschauer. Die heutigen Shows des Senders erscheinen noch dazu als "wenig präsent und wenig besonders". So würden die Sendungen mit Jörg Pilawa "(noch) nicht als Highlight erlebt" - was freilich auch daran liegen könnte, dass man die Vielzahl an Quizshows mit Pilawa kaum voneinander unterscheiden kann. Hinzu kommt, dass der oft erst gegen Mitternacht startende Talk von Markus Lanz so spät laufe, "dass er im Gefühl der Zuschauer kaum existiert". Hinzu kommt, dass die Kochshows am Nachmittag den Eindruck von "Monotonie und Stagnation" vermittelten.

Das Urteil ist allerdings zugleich ein Schlag ins Gesicht für den neuen Intendanten Thomas Bellut, der zuvor immerhin zehn Jahre lang als Programmdirektor für das verantwortlich war, was derzeit zu sehen ist. Auf den neuen Programmdirektor Norbert Himmler wartet damit viel Arbeit. Das ZDF teilte dem "Spiegel" mit, die Ergebnisse der Image-Untersuchung würden in die "redaktionelle und planerische Entwicklungsarbeit" einfließen. Immerhin gibt es auch positive Ansatzpunkte wie die "heute-show", die beim Publikum gut ankommt. Lobend erwähnt wird laut "Spiegel" auch die Doku-Reihe "Terra X". Im Resümee warnt die Studie allerdings vor einem "Teufelskreis": Orientiere man sich weiter am Erfolg beim Gesamtpublikum, sichere dies kurz- bis mittelfristige Erfolge; auf lange Sicht aber drohten "massive Verluste, da neue, jüngere Zielgruppen außen vor bleiben".