"Sonntag ist Songtag." So bewirbt Vox die neue Staffel von "X Factor" - das ist vermutlich die größte Neuigkeit, die der Sender bei seinem Pressegespräch in Düsseldorf zu vermeldet hatte. Will heißen: Die dritte Staffel der Castingshow läuft künftig ausschließlich sonntagabends - vom Sendeplatz am Dienstagabend, an dem sich Vox nun auf seine Personality-Dokus mit Daniela Katzenberger und Harald Glööckler konzentrieren will, verabschiedet sich "X Factor" somit komplett. Doch der Sonntag, an dem schon in der vergangenen Staffel die Casting-Highlights der Show zu sehen waren, bietet dabei Chance und Risiko zugleich.

Einerseits gibt es keinen anderen Tag in der Woche, an dem mehr Menschen vor dem Fernseher sitzen - andererseits ist die Konkurrenz selten so stark wie sonntags. In einer Zeit, in der sich sämtliche Castingshows eher in einer Abwärtsspirale befinden, ist der Sonntagabend somit also durchaus spannend. Doch anders als vor einem Jahr setzt man bei Vox in diesem Jahr wieder auf die Mithilfe des Marktführers: Die neue Staffel startet am Samstag, den 25. August zunächst bei RTL, ehe es einen Tag später bei Vox wöchentlich weitergehen wird.

 

Und noch etwas ist neu: Weil erstmals auch Bands antreten dürfen, wurde das musikalische Spektrum von "X Factor" deutlich erweitert. "Wir waren mit Indien das einzige Land, in dem es bei 'X Factor' nur drei Juroren gab", sagte Jochen Schropp, der auch weiterhin durch die Sendung führen wird. Der Sender erhofft sich dadurch ein neues Spannungselement. Helfen soll aber auch die Jury, die - abgesehen von Sarah Connor - komplett ausgetauscht wurde. Neben Connor werden Techno-Star H.P. Baxxter, Produzent Moses Pelham und Guano Apes-Frontfrau Sandra Nasic die Auftritte der Kandidaten bewerten.

Nasic leistete sich allerdings gleich mal einen kleinen Fauxpas: "Wir sind die weichste Jury", zitierte sie ihren Jury-Kollegen Moses Pelham aus den Castings - und brachte Jochen Schropp sogleich in die Situation, schnell die Wogen glätten zu müssen. Die weichste Jury? Damit lässt sich nun wirklich nicht gut werben. Die Jury sei nur an einem Tag weich gewesen, relativierte Schropp. "Schon am nächsten Tag war sie deutlich härter." Und anspruchsvoll seien die Juroren ohnehin, schließlich sieht das veränderte Konzept vor, dass Kandidaten fortan gleich drei Ja-Stimmen benötigen, um in die nächste Runde zu kommen.

Neu ist auch die sogenannte Wild Card, die jeder Juror erhält - damit kann er einen Kandidaten im Casting auch dann in die nächste Runde schicken, wenn er nicht genug Stimmen auf sich vereinen konnte. Moses Pelham, Entdecker von Xavier Naidoo, hat seine Wild Card allerdings gar nicht eingesetzt, wie er beim Pressegespräch zugab - offenbar auch, weil er sich der Regeln gar nicht bewusst war. Außerdem zeigte er sich überzeugt: "Gewinner dieser Sendung wird niemald einer dieser Wackelkandidaten." Sarah Connor verspricht sich indes vor allem durch die Bands in der Show einen Mehrwert. "Eine Liveband bringt eine ganz andere Stimmung auf die Bühne und macht das Studio zum Konzertsaal."

Um den besten Sänger gehe es dabei nicht zwangsweise. "Ich suche nicht die perfekte Stimme", sagte Connor. "Ich suche die Stimme, die direkt in mein Herz geht." Die neue Staffel von "X Factor" wird also durchaus emotional - und sie orientiert sich offenkundig verstärkt am ProSiebenSat.1-Erfolg "The Voice of Germany". Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls beim ersten Einblick in die Castings der dritten Staffel auf. Die vier Juroren sitzen nun in bequemen roten Sesseln und können schon während des Auftritts eine Bewertung abgeben. Bei "X Factor" drehen sich zwar nicht die Sessel, dafür aber färbt sich das weiße Pult rot, sobald Connor & Co ein "X" darauf stellen.

Ob diese Neuerungen genügen, um gegen die allmählich einsetzende Casting-Müdigkeit der deutschen Fersehzuschauer ankämpfen zu können, bleibt freilich abzuwarten. Immerhin kann man es den Juroren abnehmen, dass die Musik im Mittelpunkt stehen soll. H.P. Baxxter will versuchen, eine neue Musikrichtung einzuführen und den Dance-Bereich. "Dance ist heutzutage ganz weit vorne. Das haben einige offenbar noch gar nicht mitgekriegt", sagte er in Düsseldorf. Dort findet in den kommenden drei Tagen nun erst mal das sogenannte Boot-Camp statt, ehe es mit den verbliebenen 24 Kandidaten nach Ibiza geht. Auf der Insel dürften schon die Kollegen von "Popstars" warten, die es in diesem Jahr ebenfalls auf die Balearen zieht. Bei allen Veränderungen: Komplett neu lässt sich das Casting-Genre eben doch nicht erfinden.