Nachdem "Deutschland sucht den Superstar", "Das Supertalent" und "X Factor" zuletzt Federn lassen mussten, stehen bei allen drei Formaten Veränderungen an. "Auf Produktionsseite starten wir aktuell bei allen großen Castingshows mit neuen Teams", sagte Ute Biernat, Geschäftsführerin der Produktionsfirma Grundy Light Entertainment, die die Formate für RTL und Vox herstellt. Die Veränderungen betreffen Executive Producer, Producer und Redakteure der Shows. Auf die Frage, wie laut ihre persönlichen Alarmglocken zuletzt angesichts sinkender Quoten, läuten, antwortete Biernat im "kressreport": "Die läuten immer und sofort."

Man setze sich in einem solche Fall direkt zusammen, um zu überlegen, was man besser machen könne. "Allerdings lässt sich wenig ändern, wenn der Zug erst mal Fahrt aufgenommen hat." Bei Castingshows gebe es beispielsweise kaum Möglichkeiten, etwas nachzudrehen. "Man kann zwischendurch ein bisschen justieren, aber nicht komplett den Schalter umlegen." Auch Einflüsse durch Konkurrenz-Formate wie "The Voice of Germany" ließen sich im Vorfeld nur schwer einschätzen. Für den Erfolg von ProSieben und Sat.1 fand Biernat im "kressport" allerdings lobende Worte.

"Mit dem Schein des Authentischen - nur die Stimme, nicht das Aussagen - hat 'The Voice' einen echten USP. Noch besser gefällt mir persönlich die Umkehrung des gewohnten Machtfaktors: Im Zweifelsfall kann sich der Kandidaten seinen prominenten Coach aussuchen, nicht andersrum." Danach sei aber auch diese Sendung "nur eine weitere Castingshow", so Biernat. Dass manche Zuschauer angesichts der Vielzahl an Casting-Formaten inzwischen den Eindruck haben, es fühle sich nach "too much of the same" an, sei "schade, lässt sich aber kaum verhindern". Schon jetzt bereite sich Grundy Light Entertainment jedoch mit der größten Entwicklungsoffensive in der Unternehmensgeschichte auf die Zeit nach den Castingshows vor.

Und doch steht sie neuen Formaten des Genres nicht ablehnend gegenüber. "Wenn ein deutscher Sender Interesse an einem neuen Format hat, kann ich nicht sagen: Das mache ich nicht, wir haben schon genug aus dem Genre", sagte Biernat im Interview mit dem "kressreport". "Wenn ich mich gegen ein Genre sperren würde, das sich gerade gut verkauft, wäre das nicht besonders schlau." Die Vermutung, sie habe bei Thomas Gottschalks Wechsel zum "Supertalent" im Hintergrund die Strippen gezogen, weist Biernat indes von sich. "Von außen mag es mit viel Fantasie wie ein abgekartetes Spiel aussehen. Aber das hätte ich einfacher haben können." Außerdem wisse sie aus Erfahrung: "Männern wie Gottschalk oder Bohlen kann man nichts ein- oder ausreden, was sie nicht sowieso selbst wollen."