Über mangelnde Aufmerksamkeit konnte sich das Satiremagazin "Titanic" im Juli nicht beklagen. Das Cover, das Papst Benedikt XVI. mit einer befleckten Soutane zeigte, sorgte für reichlich Wirbel - und der wurde nicht zuletzt deshalb medial so stark aufgebauscht, weil der Papst eine Einstweilige Verfügung gegen den Titel einlegte. Am Freitag steht nun das Widerspruchsverfahren vor dem Landgericht Hamburg auf dem Plan und schon jetzt ist klar, dass die mündliche Verhandlung vermutlich zum Spektakel verkommen wird.

In einer Mitteilung kündigte "Titanic" an, mit der kompletten Mannschaft nach Hamburg reisen zu wollen. Zudem wolle man das Gespräch mit Kirchenvertretern und Journalisten suchen - und sich dann auch noch symbolisch an den Michel ketten. "Die Partei" plane darüber hinaus, in der Innenstadt einen Papst-Mittelaltermarkt zu veranstalten, wo es neben Jongleuren und Feuerspuckern auch einen Pranger gebe und noch dazu die Möglichkeit, symbolisch eine Hexe zu verbrennen. "Interessierte Bürger sollen sich so in die Lebenswelt des Papstes hineinversetzen können", ätzt "Titanic" bissig.

Chefredakteur Leo Fischer zieht indes sogar Parallelen zu dem Aufsehen erregenden Prozess um die russische Band Pussy Riot. "Der Prozess gegen Pussy Riot hat die Welt für Einschränkungen der Meinungsfreiheit durch entfesselte Autokraten sensibilisiert. Wir haben Vertrauen in die westliche Justiz und glauben fest daran, dass wir nicht in Plexiglaskäfigen ausgestellt werden." Dass bislang weder der Papst noch seine Rechtsvertreter eine Stellungnahme zum Widerspruchsschreiben von "Titanic" abgegeben haben, stimmt ihn zugleich optimistisch: "Dem Heiligen Vater fehlen wohl die Argumente. Andererseits gehen im Vatikan derzeit viele Dokumente verloren; vielleicht wird die Antwort des Papstes noch rechtzeitig zum Prozessauftakt geleakt."

"Titanic" wird im Prozess vor dem Hamburger Landgericht von der Frankfurter Rechtsanwältin Gabriele Rittig vertreten, die nach Angaben von "Titanic" bereits seit mehr als 30 Jahren das Magazin berät. Das Juli-Cover von "Titanic" hatte Papst Benedikt mit einem gelben Fleck auf der Soutane gezeigt. Überschrieben war das Titelbild in Anlehnung an den sogenannten Vatileaks-Skandal mit den Worten: "Halleluja im Vatikan: Die undichte Stelle ist gefunden". Die Rückseite zeigte den Papst von hinten mit einem braunen Fleck und den Worten "Noch eine undichte Stelle gefunden!"

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