Karl-Heinz Rummenigge, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, hat in der aktuellen Ausgabe des Bayern-Stadionhefts zum anstehenden Spiel zwischen den Rekordmeister und dem FSV Mainz 05 deutliche Worte in Richtung der zahlreichen TV-Experten gerichtet. Auslöser seines Ärgers war dabei die Berichterstattung rund um den für die Rekord-Ablösesumme von 40 Millionen Euro verpflichtete spanische Spieler Javier Martinez. So habe der ehemalige Bayern-Profi Thomas Berthold Martinez Ende August für zu teuer empfunden, wenige Tage später aber gesagt: "Martinez ist Gold wert."

Grundvoraussetzung für den Experten-Job sei wohl, einmal im Leben für die Bayern gespielt zu haben, so Rummenigge. "Manchmal habe ich das Gefühl: Viele Fußballer unterschreiben sofort bei ihrem Wechsel zum FC Bayern einen Vorvertrag als Experte." Allerdings fehlen dem Bayern-Boss noch Experten zum Thema Exprten. "Wie beurteilt Berthold den Transfer von Matthäus zu Sky? Glaubt Olaf Thon, dass Helmer mit seiner spitzfindigen Art optimal zu Sport1 passt?", fragt Rummenigge im Stadionheft. Und weiter: "Mich würde auch interessieren, was das Fanorakel von den Thesen Oliver Kahns hält."

Ohnehin wundert sich Karl-Heinz Rummenigge über den Rekord-Nationalspieler, der "überraschend" über Martinez herausgefunden habe: "Es ist eine neue Liga, eine neue Sprache." Rummenigges Meinung dazu: "Und wer kennt sich damit besser aus als Lothar?" Es sei gut gewesen, dass es früher noch keine Experten gegeben habe. "Man möchte nicht wissen, wie viele Experten nach dem 3:8 gegen Ungarn bei der WM 1954 den Rauswurf von Sepp Herberger gefordert und damit das Wunder von Bern verhindert hätten", schreibt Rummenigge in seinem bissigen Grußwort.

Zum Abschluss empfiehlt Rummenigge den amerikanischen Dichter Reinhold Niebuhr: "Gott schenke mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, Dinge zu ändern, die in meiner Macht stehen und die Klugheit beides voneinander zu unterscheiden." Nur eines hat der Bayern-Boss bei seiner Kritik an den TV-Experten wohl vergessen: Auch er selbst war vor einigen Jahren noch als TV-Experte tätig.