Vor knapp einem Jahr wurde das Aus der über Jahre hinweg bei RTL ausgestrahlten Dokusoap "Die Super Nanny" bekannt. In einem Interview mit dem Elternmagazin "Nido" hat Katharina Saalfrank, die von Beginn an das Gesicht der Sendung war, nun noch einmal über das Ende des Formats gesprochen. "Unterschiedliche Aspekte haben dazu geführt, dass es für mich Zeit war, etwas Neues zu machen. Die Sendung wurde weniger dokumentarisch und es gab kaum Zeit für Gespräche in den Familien", erklärte die Pädagogin, die inzwischen in Berlin eine Praxis für Familienberatung betreibt.

"Ich hatte damals das Gefühl, mich nicht mehr weiterentwickeln zu können", so Saalfrank über das Ende ihrer Arbeit für RTL. Dabei spielte wohl auch die Zunahme von gescripteten Formaten im Programm des Sender eine Rolle. "Ich wollte die wahren Geschichten zeigen. Rundherum gab es aber immer mehr Sendungen, die fiktive, von Drehbuchautoren erfundene Geschichten gezeigt haben - Scripted Reality genannt. Unter diesem Druck wurde auch 'Die Super Nanny' immer schneller geschnitten, dazu gab es dramatisierende Zeitlupen, mit Musik unterlegt, alles unnötig."

Vor allem zu Beginn hatte Saalfrank einen Einfluss auf Ausrichtung des Formats. "Gleich zu Beginn meiner Tätigkeit konnte ich das Konzept, das ja aus England kam, verändern." Im Gegensatz zum Original habe man sich mehr auf die Eltern konzentriert, die der eigentliche Kern des Problems seien. Dass die Protagonisten in erster Linie anriefen, weil sie ins Fernsehen wollten, denkt Saalfrank nur zum Teil. "Ich glaube nicht, dass die Leute ein Fernsehteam von RTL gerufen haben, sondern mich. Weil sie glaubten, mich zu kennen. Und sie nahmen in Kauf, dass da noch was dranhängt. Ein paar wollten bestimmt ganz bewusst in die Öffentlichkeit, andere haben woanders keine Hilfe mehr bekommen und waren verzweifelt."

Den Vorwurf der Jugendmedienschützer, in der Sendung sei die Menschenwürde verletzt worden, teilt Saalfrank indes nicht. "Das ist kein neuer Vorwurf", sagte sie im "Nido"-Interview. "Ich kann nur sagen, dass ich vor Ort tatsächlich oft gesehen habe, wie die Menschenwürde verletzt wurde. Aber nicht von uns - sondern in den Familien selbst, wo einige Kinder sehr unschöne Dinge erlebt haben." Zugleich betonte die einstige "Super Nanny", dass es einen Unterschied gebe zwischen "zur Schau stellen" und zeigen. Saalfrank: "Die Kinder sollten gesehen werden, mit ihren Kränkungen, ihren Nöten und Ängsten, die sie zu Hause erleben und die sonst niemanden interessieren."

Auf die Frage, ob sie die Sendung vermisst, sagt Katharina Saalfrank heute: "Nein. Was mir fehlt, ist die intensive Arbeit mit den Familien. Ich war für jede Sendung sechs Tage lang vor Ort. Heute kommen die Leute meist nur für eine Stunde in die Praxis." Ein neues TV-Format kommt für die Pädagogin nur bedingt in Frage. "Ich will auf jeden Fall nicht Fernsehen machen, um Fernsehen zu machen. Ich möchte Dinge sagen, die mir wichtig sind und auf Ungerechtigkeiten aufmerksam machen. Ob im Fernsehen, Radio oder mit einem Buch - das ist Nebensache."