Anfang Juli überraschte Thomas Bellut in einem Interview mit der "Zeit" mit den Worten "Wir müssen uns schon fragen, wie viele Digitalkanäle wir stemmen können" als Antwort auf die Frage, ob er denn für alle drei Digitalkanäle des ZDF kämpfen werde. Man müsse sich aufgrund des geforderten Personalabbaus stärker fokussieren - und Priorität hätten dabei ZDFneo und ZDFinfo. Im Herbst wolle man Bilanz ziehen und über diese auch mit den Gremien beraten.

Diese Bilanz fiel aus inhaltlicher Sicht nun positiv aus, auch wenn der Marktanteil insgesamt mit 0,1 Prozent noch kaum messbar ist.. Bellut bescheinigte dem Sender, der aus Spargründen erst kürzlich sein Prestigeprojekt "Der Marker" einstellen musste, trotzdem auf einem "guten Kurs" zu sein. "Das Potenzial des Senders lässt sich unter anderem an den besonderen Programmhighlights erkennen, die neben publizistischer Beachtung auch bereits relevante Marktanteile erzielen."

Als Beispiel nannte Bellut die Live-Übertragung des Wacken-Festivals, die bei den 14- bis 49-Jährigen 0,7 Prozent Marktanteil erzielte. Bemerkenswert ist auch eine andere Zahl: Die ersten acht Folgen des ZDFkultur-Talks "Roche und Böhmermann" wurden demnach in der Mediathek aufsummiert über 1,3 Millionen mal abgerufen - damit erreicht "Roche & Böhmermann" im Web offensichtlich mehr Zuschauer als im Fernsehen.

Trotzdem ist das ZDF offensichtlich grundsätzlich bereit, den Sender ZDFkultur aufzugeben - etwa, wenn es zur Einrichtung eines gemeinsamen Jugendkanals von ARD und ZDF kommen würde, über den immer wieder diskutiert wird. Ruprecht Polenz, Vorsitzender des ZDF-Fernsehrats, sagte auf der Pressekonferenz am Freitagnachmittag jedenfalls: "ZDFkultur ist ein guter Baustein, den das ZDF in einen möglichen Jugendkanal einbringen könnte." Diesen könne man aber erst in Angriff nehmen, wenn es einen klaren Auftrag aus der Politik geben würde, inklusive der Sicherstellung der Finanzierung.