Alles begann ganz harmlos: Als der Anti-Doping-Experte Werner Franke am Montag im ZDF-"Morgenmagazin" zugeschaltet war, um über die jüngsten Schlagzeilen um Ex-Radsportstar Lance Armstrong zu sprechen, zeigte er sich mit Blick auf die Berichterstattung vergangener Jahre zunächst irritiert. "Man muss sich nur wundern über einen Sportjournalismus, der das Ganze nicht wahrhaben wollte." Im weiteren Verlauf legte er schließlich richtig los: "Deutschland ist ein besonders scheinheiliges Land. Hier gibt es nie große Fälle", so Franke im Gespräch mit Moderatorin Jessy Wellmer über den Umgang mit Doping-Fällen.

Deutschland gehe nicht streng genug vor und sei bei der Dopingbekämpfung "ein lahmes Land". Das sei besonders deshalb empörend, weil sich die Deutschen für besonders effektiv hielten, betonte der Doping-Jäger - und polterte schließlich auch gegen die ehemalige Weltklasse-Schwimmerin und heutige ZDF-Sportmoderatorin Kristin Otto, die 1988 bei den Olympischen Spielen sechs Mal Gold für die DDR gewonnen hatte. "In Ihrem Haus können Sie ja schon anfangen mit Kristin Otto. Die hat sechs Goldmedaillen und lügt bis heute", so Franke live im ZDF. Wellmer ging auf diese Vorwürfe im weiteren Verlauf des Gesprächs allerdings nicht ein.

Otto bestreitet zwar wissentliches Doping, war von "Bild" für eine Stellungnahme allerdings nicht zu erreichen. Neu sind die Vorwürfe nicht: Bereits vor Jahren wurden Ottos ehemaliger Mannschaftsarzt Horst Tausch und ihr früherer Trainer wegen des von ihnen eingestandenen jahrelangen Dopings ihrer Schützlinge verurteilt. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz wollte sich nach Frankes Äußerungen im "Morgenmagazin" nicht weiter äußern. "Ich möchte zu diesem oft diskutierten Thema keine Stellung mehr beziehen." Werner Franke sieht dagegen Handlungsbedarf. Gegenüber "Bild" betonte er: "Ich habe dem ZDF schon mehrmals gesagt, dass sie nicht Probleme in der Welt aufdecken können, wenn sie in ihrem eigenen Haus eines haben."