Wenn am Montag in München der Metropolitan-Award, der Preis für Leistungen im privaten Regionalfernsehen, verliehen wird, dürfte die Stimmung getrübt sein. Aus der Hauptstadt kommt die Nachricht der Insolvenz von tv.berlin. Da trösten auch zwei Nominierungen für die Beste Nachrichtensendung und die Beste Moderation kaum. Die Einnahmen aus der lokalen Werbung konnten trotz einer guten Entwicklung im besonders wettbewerbsintensiven Berliner Markt die Kosten des Sendebetriebes eines lokalen Fernsehsenders alleine nicht decken, heißt es am späten Freitagabend in einer Mitteilung des Senders.

Die Schuld an der Misere benennt man recht deutlich. Der Sender teilte mit: "Zur Verbesserung der Einnahmesituation auf der nationalen Seite hatte tv.berlin einen Vertrag mit Volks.TV, dem jüngsten Projekt von Ex-RTL-Chef Helmut Thoma abgeschlossen. Nachdem dieser Vertrag Ende September jedoch ausgelaufen war und das Projekt bis dahin nicht realisiert wurde, hatte sich die wirtschaftliche Perspektive zur Fortführung des Senders verschlechtert." Für die Umsetzung von alternativen Plänen hätte es einer weiteren Finanzierung durch die Gesellschafter bedurft. Dazu war offenbar zwar ein Großteil der Gesellschafter bereit, allerdings konnte insgesamt keine Einigung erzielt werden.

Damit sah sich die Geschäftsführung gezwungen, die Insolvenz des Senders anzumelden. Der Sendebetrieb wird aufrecht erhalten, heißt es am Freitag. Der Insolvenzverwalter prüfe nun die wirtschaftlichen Perspektiven des Senders und die Möglichkeit einer Fortführung. Mit tv.berlin streicht nun der erste Partner des immer wieder verschobenen Volks.TV-Projekts die Segel. Weitere Regional- bzw. Lokalsender hatten ebenfalls große Hoffnungen in die vollmundigen Ankündigungen. Die Kritik an Thoma, verbunden mit zunehmender Ungeduld und Sorge, wurde zuletzt immer lauter - sicher auch, weil privates Lokalfernsehen nicht nur in Berlin ein schwieriges Geschäft ist. So droht der Metropolitan-Award am Montag ein Krisentreffen zu werden.