"Wir haben nicht warten können", sagt RTL II-Programmdirektor Holger Andersen und verweist nicht ohne einen gewissen Stolz auf die Facebook-Seite zu "Köln 50667", die der Sender am Donnerstag gelauncht hat. Seither haben über Nacht mehr als 120.000 Fans auf "Gefällt mir" geklickt. Und alles sieht danach aus, als könne RTL II den Erfolg von "Berlin - Tag & Nacht" auch auf das im Januar startende Spin-Off übertragen. "Schon jetzt wird ein Prequel erzählt. Wir nutzen 'Berlin - Tag & Nacht' bewusst als Plattform, um die neue Serie anzuschieben", erklärt Andersen auf dem Pressetermin in der Domstadt, für den man sich die "Kunstbar" als Location ausgesucht hat.

Nicht ohne Grund: In dieser Bar unweit des Hauptbahnhofs wird künftig das Herz von "Köln 50667" schlagen - einer weiteren kruden Mischung aus Scripted Reality und Soap, für die vermutlich noch nicht einmal die Macher von RTL II und der Produktionsfirma Filmpool eine echte Bezeichnung finden. Doch seit "Berlin - Tag & Nacht" vor mehr als einem Jahr auf Sendung gegangen ist, ist es beispiellos gelungen, den Nerv der jungen Zielgruppe zu treffen. Vermeintlich coole Leute, meist tätowiert, gewähren einen Einblick in ihr Leben. Und zeigen alles. Wer sich am Vorabend zufällig in die WG-Welt von Ole und Fabrizio verirrt, wird erst mal nicht so recht wissen, was das alles soll.

Doch was mitunter fürchterlich planlos wirkt, besitzt Hand und Fuß. Die Geschichten sind nah dran an der Lebenswelt ihrer Zuschauer. Das Leben von Hauptdarstellerin Meike, vom Sender als "coole Blonde" bezeichnet, befindet sich gerade im Umbruch. Derzeit macht sie sich auf den Weg von Berlin nach Köln - begleitet von der Kamera und Millionen Fans, die ihre Stationen über Facebook verfolgen. Der Umzug nach Köln geschieht selbstverständlich nicht ohne Grund. Dort wird sie in der neuen Serie "Köln 50667" auf Alex, einen - natürlich - tätowierten Mann treffen, der als Bikertyp in der Serie positioniert wird. "So sieht er ja auch aus", sagt Andersen.

Er zeigt dabei, wie einfach die Figuren gestrickt sind. Sie bedienen Schubladen und funktionieren nach einfachsten Mustern. Doch dahinter steckt freilich harte Arbeit. Drei bis vier Monate beträgt der Produktionsvorlauf beider Formate inzwischen, zusätzlich gibt es aber die Möglichkeit, aktuell nachzudrehen. Die Facebook-Videos entstehen parallel, um die Fans den Tag über bei Laune zu halten und neugierig auf die neue Folge zu machen.  Oder besser gesagt: Auf die neuen Folgen. Denn "Berlin - Tag & Nacht" und "Köln 50667" besitzen viele Schnittpunkte. "Jede Serie hat ihren eigenen Plot und Look", sagt Programmdirektor Holger Andersen, kündigt jedoch an, dass es auch in Zukunft immer wieder zu Verbindungen zwischen beiden Formaten kommen soll.

So gesehen ist es natürlich auch keine Überraschung, dass "Köln 50667" ab dem 7. Januar 2013 täglich um 18:00 Uhr und damit unmittelbar vor den Berliner Geschichten laufen wird. Und auch wenn "Köln 50667" weniger auf WG-Geschichten und mehr auf Storys aus dem Bar-Umfeld setzt, so wirken die Unterschiede auf den ersten Blick nicht groß. Zumindest nicht für Außenstehende. Auch in "Köln 50667" wird geliebt, geweint und Party gemacht. Ein wenig nackte Haut darf ebenso wenig fehlen wie so manches infantile Gehabe. Es ist eine Mischung, die in der Zielgruppe ankommt, wie Facebook-Zahlen und Einschaltquoten beweisen.

"Uns ist die Verbindung zwischen linearem Fernsehen und sozialen Netzwerken gelungen", erzählt RTL II-Geschäftsführer Jochen Starke und fügt hinzu: "Das muss weitergehen." Einzig Dr. Alban, der mit "It's my life" den Titelsong zur neuen Kölner Vorabend-Soap beisteuern wird, wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Kein Wunder: Der Mann ist mittlerweile über 50 und auch sein Titel hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Da hilft es auch nicht, dass "Köln 50667" ein wenig älter positioniert werden soll als "Berlin - Tag & Nacht". Auf dem Pressetermin durfte Dr. Alban seinen größten Erfolg übrigens noch einmal zum Besten geben. Doch für die Fotografen waren die tanzenden Soap-Stars hinter dem Tresen spannender. Zeiten ändern sich. Die echten Popstars heißen heute Meike oder Ole. RTL II kann's recht sein.