Zuletzt hatte Sport1 mit sinkenden Marktanteilen zu kämpfen - schon vor Monaten war von "schweren Turbulenzen" die Rede. Spielfilme und Formate wie "SEK Ludolf" halfen da erst mal wenig. Ausgerechnet in dieser schwierigen Phase verließ Senderchef Thilo Proff den Sender aus persönlichen Gründen. Nun kümmert sich Constantin-Medien-Chef Bernhard Burgener zusätzlich auch um den Sportbereich. In einem Interview mit dem "Handelsblatt" zeigte er sich nun allerdings trotz der gesunkenen Zuschauerzahlen gar nicht so unzufrieden. "Sport1 ist mittlerweile 20 Jahre alt, und ich bin optimistisch, dass wir den Sender wieder auf Kurs bekommen."

Positiv stimme ihn nicht zuletzt die Performance des Bezahlangebots Sport1+. Man habe sich im Pay-TV-Markt erfolgreich positioniert, betonte Burgener. Und doch die Probleme im Free-TV-Bereich sind nicht von der Hand zu weisen - Probleme, von denen jedoch nicht nur Sport1 betroffen sei. "Die Digitalisierung hat mit einer Vielfalt von neuen Sendern zur Fragmentierung des TV-Marktes geführt, fast alle Sender haben Marktanteile eingebüßt", so Burgener. Zudem habe man etwa im Bereich von Call-in Umsätze eingebüßt. Gleichzeitig sei es jedoch im vergangenen Jahr gelungen, die eigene Stellung bei der klassischen Werbezeitvermarktung auszubauen. "Damit wir in der klassischen Werbezeitvermarktung weiter wachsen, planen wir neue Formate. So wollen wir auch unseren Marktanteil steigern."

Ins Detail will Burgener zunächst aber noch nicht gehen. Helfen sollen ein verlässliches Programmschema und neue Formate. "Derzeit entwickeln wir neue Formate mit neuen Erzählformen und mehr Herzblut. Ziel ist es, neben unseren etablierten Sendungen wie 'Doppelpass' und unserer Liveübertragung der Zweiten Bundesliga weitere Leuchttürme zu etablieren", betonte der Vorstandsvorsitzende von Constantin Medien gegenüber dem "Handelsblatt". Free-TV, Pay-TV, Online, Mobile und Social Media sollen unter der Dachmarke Sport1 verknüpft und ausgebaut werden. Burgener: "Unsere Kernkompetenz sind Fußball, Handball, Basketball und Motorsport, die wir über alle Distributionswege zum Konsumenten bringen werden."

Doch gerade die Live-Übertragungen stellen durchaus ein Problem dar, schließlich lassen sie sich nur einmal ausstrahlen. "Als Sportsender haben wir natürlich tolle Früchte, doch die verderben sehr schnell", so Burgener. "Wenn ein Spiel ausgestrahlt ist, ist es vorbei. Wir wollen künftig den Zuschauer noch viel stärker an uns binden und auch der Transformation vom Zuschauer hin zum Nutzer stärker Rechnung tragen." 250 Mitarbeiter hätten in den vergangenen Wochen in etwa 50 Projekten neue Ansätze entwickelt. "Alles war erlaubt, es gab keine Denkverbote. Formate, Kreativität und Firmenkultur - über alles wurde diskutiert." Nun wolle man die besten Ideen umsetzen, im Frühjahr sollen die Details der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Für die Zukunft kann sich Bernhard Burgener auch einen Kooperationspartner für Sport1 vorstellen, wenn auch nicht um jeden Preis. "Wir können uns gut einen strategischen Partner vorstellen. Ich schließe Kooperationen nicht aus. Ein Partner sollte aber Sport1 in jedem Fall zusätzliche Wachstumsperspektiven eröffnen." Zufrieden zeigte sich Burgener derweil mit der Entwicklung der Produktionstochter Plazamedia, auch wenn durch das Aus von Liga total demnächst ein Auftrag verloren gehen wird. "Plazamedia steht gut da. Insbesondere haben wir langfristig den Auftrag zur Produktion der Sport-Programme von Sky erhalten und zudem produzieren wir unter anderem die Champions-League-Spiele für das ZDF."