Seit Beginn des Jahres hat der Norddeutsche Rundfunk (NDR) den ARD-Vorsitz inne. Aus diesem Grund hatte der NDR-Intendant Lutz Marmor am Dienstag im Rahmen der obligatorischen Intendanten-Sitzung in Hamburg seinen ersten großen Auftritt als ARD-Chef. Zu besprechen gab es dabei viel, auch bezüglich der Nachfolge von WDR-Intendantin Monika Piel. "Ich war schon überrascht, dass keiner gefragt hat", scherzte Marmor am Ende der Pressekonferenz in Hamburg, als dann doch einer der Journalisten die entscheidene Frage stellte. Piel habe an der Sitzung teilgenommen und noch einmal versichert,  dass es keinerlei dienstliche Gründe für ihren überraschenden Rückzug gab, erklärte Marmor. Mindestens bis zum 30. April wolle Piel jedoch noch im Amt bleiben.

Abseits aller personellen Spekulationen gab es aber auch noch andere Themen - etwa die Gebührendebatte, die seit Wochen schwelt. "So gewaltig ist das Echo nicht", betonte Marmor mit Blick auf die Rückmeldungen. Die Grundsatzdebatte zum neuen Rundfunkbeitrag habe ihn allerdings nicht überrascht. Dass einige Gemeinden und Kommunen derzeit mit Problemen bei der Umstellung zu kämpfen haben, nahm Marmor zur Kenntnis und betonte noch einmal, Hilfe anbieten zu wollen. Gesetze könne die ARD allerdings nicht ändern, gab er zu bedenken und fügte hinzu: "Die ARD hat kein Interesse daran, die Kommunen überproportional zu belasten."

Diskussionen gibt es indes auch an anderer Stelle, etwa in Bezug auf den angekündigten DVB-T-Ausstieg von RTL. Man müsse die Situation sehr genau bewerten, sagte Marmor und stellte dabei durchaus auch die Sinnfrage für diesen Verbreitungsweg - man könne DVB-T schließlich nicht dauerhaft etablieren, wenn mit der RTL-Gruppe ein großer Anbieter fehle. Dem Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland warf Marmor unterdessen vor, "wenig kundenfreundlich" zu sein. Kabel Deutschland hatte zu Jahresbeginn angekündigt, die Programme von ARD und ZDF in geringerer Qualität einspeisen zu wollen, weil die Sender nicht mehr bereit sind, Geld für die Verbreitung zu zahlen.

"Das muss nicht sein, zumal wir noch in Gesprächen sind", sagte Marmor auf der ARD-Pressekonferenz. Es sei eine Fehlannahme von Kabel Deutschland, sollte man glauben, durch die jüngst getroffene Entscheidung Druck ausüben zu können. Man sollte den Streit nicht auf dem Rücken der gemeinsamen Kunden austragen - zumal es für die Zuschauer ja auch durchaus Alternativen gebe, so Marmor. Letztlich werden nun jedoch die Gerichte darüber zu entscheiden haben, wie es in diesem Punkt weitergeht. Die ARD werde jedoch weiterhin alle ihre Programme in technisch hervorragender Qualität der Öffentlichkeit und damit auch den Kabelnetzbetreibern auf verschiedenen Wegen zur Verfügung stellen.

Ums Geld geht es auch im Falle des chronisch klammen Senders Radio Bremen. Bereits im Herbst vergangenen Jahres war von einem Streit innerhalb der ARD die Rede. Am Rande der Intendanten-Sitzung haben nun allerdings SWR. WDR, NDR und MDR eine Liquiditätshilfe in Aussicht gestellt - und zwar nicht nur für 2013, sondern auch für 2014. "Das ist ein wichtiges Signal für Bremen", sagte Lutz Marmor. Noch steht diese Entscheidung allerdings unter dem Vorbehalt der Gremien. Wie es in Zukunft mit der generellen Verteilung der Beitragseinnahmen aussehen wird, vermochte Marmor auf seiner ersten Pressekonferenz als ARD-Vorsitzender. Noch könne die Diskussion jedoch nicht geführt werden, weil frühestens im Sommer erste Erkenntnisse vorlägen.

Abseits aller Diskussionen ums Geld wurden aber auch noch andere Weichen gestellt. So beschlossen die Intendantinnen und Intendanten die Einführung einer Das Erste-App, die einen Direktzugriff auf Livestream, Videos und Programmführer geben soll. Die kostenfreie App soll in etwa vier Wochen in den entsprechenden Stores von Apple, Google und Microsoft zu finden sein. Beschlossen wurde darüber hinaus auch eine neue Themenwoche - nachdem es zuletzt um den Tod ging, soll im November der Schwerpunkt auf dem Thema "Glück" liegen. Zwischenzeitlich war dann auch noch der Dschungel ein Thema. Programmdirektor Volker Herres bezeichnete die Nominierung für den Grimme-Preis als "erklärungsbedürftige und schwer zu ertragende Entscheidung eines so ehrwürdigen, angesehenen Instituts". Lutz Marmor betonte, dass die ARD trotz allem kein ähnliches Format plane. Doch das hätte vermutlich ohnehin niemand erwartet.