Im kommenden Jahr wird Jörg Pilawa seinen Ausflug zum ZDF bekanntlich beenden und zurück zur ARD wechseln. Obwohl kein Mangel an Moderator besteht, hält der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor die Verpflichtung im Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" für wichtig. "Nicht alles in der ARD-Unterhaltung hat herausragenden Erfolg. Jörg Pilawa ist deswegen eine ausgezeichnete Verstärkung. Als NDR-Intendant freue ich mich auch, dass ein Hamburger zu uns zurückkehrt. Wir hätten ihn auch gern im NDR Fernsehen." Marmor sieht zudem nicht nur am Hauptabend einen Platz für den Moderator. "Im Vorabend des Ersten kann er uns ebenfalls helfen. Insgesamt aber wird Pilawa vom Volumen her weniger machen als früher."

Über viele Jahre hinweg war Jörg Pilawa mit einem Quiz am Vorabend auf Sendung - und erreichte damit gute Quoten. Zuletzt war allerdings darüber spekuliert worden, dass Jörg Pilawa künftig die Adaption der internationalen Musikshow "Your Face Sounds Familiar" moderieren könnte, in der Kandidaten Rock- und Popgrößen imitieren. Derzeit beschäftigt den ARD-Vorsitzenden allerdings längst nicht nur die Verpflichtung Jörg Pilawas. Gerne würde Marmor einen gemeinsamen Jugendkanal mit dem ZDF vorantreiben - "und zwar deutlich vor 2017", wie er sagt. In diesem Punkt gebe es aber noch Meinungsunterschiede mit dem ZDF. Marmor: "Für einen solchen Kanal werden wir kein zusätzliches Geld beantragen."

Das ZDF sehe das jedoch anders. "Allerdings wäre es extrem schwierig, einen solchen Kanal allein zu stemmen. Deshalb brauchen wir das ZDF. Es wäre sehr gut, wenn das Zweite Formate von ZDFkultur und vielleicht auch einige von ZDFneo einbringen könnte." Die ARD könne sich einen Start-Etat von 35 Millionen Euro vorstellen. "Dem Beitragszahler würden dabei keine zusätzlichen Kosten entstehen - auch deshalb nicht, weil wir bereits vorhandene junge Programme in dem Kanal bündeln würden", betonte Marmor gegenüber dem "Hamburger Abendblatt". Deutlich schneller dürften die Veränderungen der von Verlegern kritisierten "Tagesschau"-App umgesetzt werden, die der ARD-Vorsitzende nun ankündigte.

Schon jetzt habe die App allerdings einen "viel deutlicheren Sendungsbezug". "Das war den Verlegern besonders wichtig. In diese Richtung werden wir weiterarbeiten." Ende April will man alle Internet- und Mobil-Angebote der "Tagesschau" Ende April einem großen Relaunch unterziehen. Die Videos sollen dabei noch deutlicher in den Vordergrund gestellt werden. "Aber ob wir am Ende mit den Verlegern auf einen Nenner kommen, weiß ich nicht", so Marmor, der zugleich bestätigte, dass es kürzlich "vorsichtige Anfragen" gab, ob er nicht WDR-Intendant werden wolle. Wäre er nicht ARD-Vorsitzender, hätte er sich "vielleicht überlegt", gab er zu. "Aber in meiner jetzigen Position geht das nicht. Ich fühle mich beim NDR sehr wohl."