Auch wenn die Preisverleihung erst im April stattfindet: Die Gewinner des diesjährigen Grimme-Preises sind schon mal bekannt - in diesem Jahr werden erneut zwölf Produktionen mit dem begehrten Preis ausgezeichnet. Freuen darf sich im Unterhaltungs-Bereich beispielsweise die kleine, aber feine NDR-Comedyserie "Der Tatortreiniger" - es ist nach dem Sieg im vorigen Jahr nun schon der zweite Grimme-Preis für die Serie mit Bjarne Mädel in der Hauptrolle. Ausgezeichnet wurde die Folge "Schottys Kampfs", die demnächst übrigens auch nochmal im Ersten zu sehen sein wird. Auch das "Wetten, dass..?"-Special von "Switch reloaded", das im Vorfeld des Einstands von Markus Lanz als neuer Moderator der ZDF-Show bei ProSieben gezeigt wurde, darf sich über eine Auszeichnung freuen.

"Es ist so ungewöhnlich wie gerechtfertigt, dass der 'Tatortreiniger' schon zum zweiten Mal einen Preis erhält", so Grimme-Chef Uwe Kammann. Die thematisch so ausgefallene, weil hochpolitisch zugespitzte Folge bietet schlicht eine nochmalige Qualitätssteigerung, unkonventionell in jeder Hinsicht.“ Die ProSieben-Satire "Switch Reloaded" wiederum stehe für intelligente und perfekt funktionierende Fernsehparodie. Die nach Streitigkeiten beendete ZDFkultur-Show "Roche & Böhmermann" ging dagegen ebenso leer aus wie "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!". Über die Nominierung des RTL-Dschungelcamps hatte es nach Bekanntwerden auch reichlich Kritik gegeben. Und so spielen die Privatsender auch in diesem Jahr wieder nur eine Nebenrolle - dafür gibt's aber noch eine echte Überraschung, denn zu den Gewinnern darf sich auch der Pay-TV-Sender TNT Serie zählen, der im vergangenen Jahr mit "Add a Friend" die erste deutsche Serie im Bezahlfernsehen produzierte.

Die nun bekannt gewordene Auszeichnung von "Add a Friend" ist ein Erfolg, der die Verantwortlichen wohl darin bestärken wird, diesen Weg in Zukunft weiterzugehen. Eine zweite Staffel ist aber ohnehin schon angekündigt worden. Zu den weiteren Gewinnern im Wettbewerbskontigent Fiktion zählen die WDR-Produktion "Der letzte schöne Tag", in dem es um eine Familie geht, die nach dem Selbstmord der Mutter wieder zu neuer Normalität finden will. Auch das ZDF-Justizdrama "Das Ende einer Nacht" von Regisseur Matti Geschonneck erhält eine Auszeichnung. Geschonneck hat der Stifter des Grimme-Preises, der Deutsche Volkshochschulverband, in diesem Jahr zudem die Besondere Ehrung für seine herausragenden Verdienste um das deutsche Fernsehen zugesprochen. Einen Grimme-Preis im Fiction-Bereich erhält das ZDF darüber hinaus für "Der Fall Jakob von Metzler" über den Entführungsfall des Frankfurter Bankierssohns einen Grimme-Preis.

Der Mehrteiler "Der Turm", der im vorigen Jahr ein großer Publikumserfolg im Ersten war, wird ebenfalls mit einer Auszeichnung bedacht. Für Grimme-Direktor Uwe Kammann zeichnen sich alle Preisträger im Fiction-Bereich durch "markante Erzählweisen mit jeweils sehr individueller Handschrift" aus. In der Kategorie "Information & Kultur" wird unterdessen Thomas Riedelsheimer für seinen Film „Seelenvögel“ (WDR) ausgezeichnet, in dem er drei an Leukämie erkrankte Kinder begleitet. Eric Friedler bekommt einen Grimme-Preis für seine Dokumentation "Ein deutscher Boxer" (NDR/SWR), die Höhen und Tiefen im Leben von Charly Graf nachzeichnet. Daneben wird auch "Vaterlandsverräter" (ZDF/ARTE) über den früheren DDR-Schriftstellers Paul Gratzik ausgezeichnet, ebenso die Reihe „Lebt wohl, Genossen!“ (ZDF/ARTE/RBB), in der der Untergang der Sowjetunion aus unterschiedlichsten Blickwinkeln erzählt wird.

Einen Grimme-Preis in der Kategorie "Spezial" erhält Bettina Braun für ihre Langzeitbeobachtung von drei Kölner Migranten in der Dokumentar-Triologie "Was lebst Du?", "Was du willst" und "Wo stehst du?" im ZDF. Der Sonderpreis Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen geht in diesem Jahr an Shaheen Dill-Riaz für "Fremde Kinder – Der Vorführer" (ZDF/3sat), der hier von einem Filmvorführer in Indien erzählt. Eine lobende Erwähnung der Jury geht an die Produktion "WIR" (WDR/Planet Schule) von Anna Wahle für die herausragende Bildgestaltung und die gelungene Verdichtung von dokumentarischem Inhalt und experimenteller Form. Der Publikumspreis der Marler Gruppe geht an Beate Langmaack (Buch), Rainer Kaufmann (Regie) sowie Devid Striesow und Stipe Erceg (beide Darstellung) für den Fernsehfilm "Blaubeerblau". Jan Schomburg erhält das Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst für den Fernsehfilm "Über uns das All" (WDR).

"Packende Fernsehfilme auf höchstem professionellen Niveau, bewegende und formal ausgefeilte Dokumentationen sowie pointierte Unterhaltung kennzeichnen den aktuellen Grimme-Preis-Jahrgang“, so Uwe Kammann in seiner Bilanz in Düsseldorf. „Auffällig sind auch die starken zeit- geschichtlichen Bezüge, die sogar bis in die Unterhaltung reichen.“ Wie in den Vorjahren beeindrucke das deutsche Fernsehen durch herausragende Qualitäten an der Spitze.