Noch bis einschließlich Freitag fahren Programmeinkäufer, Senderchefs und Fachpresse quer durch Los Angeles und Burbank - das Hürth von L.A. - um sich bei den großen Hollywood-Studios die neue Serienware anzuschauen. DWDL.de ist wie in den letzten Jahren auch dabei und wird in den kommenden Tagen Feedback der deutschen Programmeinkäufer sowie eigene Eindrücke liefern. Doch schon nach den ersten Empfängen bei Disney und Sony sowie den ersten Gesprächen und bekannten Fakten lassen sich in diesem Jahr - mal ganz abgesehen von der hohen Stückzahl der Produktionen, z.B. bei Disney und Sony, drei Trends bei den LA-Screenings erkennen.

1. Adaptionen

Alle blicken nur in die USA, was auf dem dortigen Markt passiert? Schon lange nicht mehr. Die US-Studios lassen sich inzwischen gerne anderswo inspirieren. Die Serie "Lucky 7" über eine Gruppe von Lottogewinnern etwa ist eine Adaption der BBC-Serie "The Syndicate", der Thriller "Betrayal" wurde als "Overspel" schon einmal in Holland erzählt, die "Killer Women" waren als "Mujeres Asesinas" schon in Argentinien unterwegs, das Vorbild von "Us & Them" ist "Gavin & Stacey" aus Großbritannien. Auch auf eine deutsche Serie hat man in den USA ein Auge geworfen: Zwar keines der Networks, aber TNT pilotiert eine Adaption von "Der letzte Bulle" als "The Last Cop".

Neben den Adaptionen von Serien anderer Länder kommen diverse Projekte die auf einer Buchvorlage oder einem Film basieren. "About a boy" ist hier ebenso zu nennen wie "Sleepy Hollow", "Crossbones" ("The Republic of Pirates") oder "Surviving Jack". Und ABC versucht sich mit "Agents of S.H.I.E.L.D." an einer Marvel-Serie. Den Projekten dürfte zum Auftakt schon aufgrund des bekannten Namens Aufmerksamkeit sicher sein.

2. Spin-Offs

Auf Bekanntem aufbauen - das ist nicht nur der Hintergedanke bei Adaptionen, sondern auch bei Spin-Offs. Den Erfolg einer Serie mit einem Ableger auszudehnen, ist ein naheliegender Gedanke - der allerdings wie die Vergangenheit zeigt, nicht aufgehen muss. Trotzdem wird es in diesem Jahr gleich drei Mal versucht. Besonders erstaunlich ist dabei, wie schnell Serien inzwischen Ableger bekommen: Die NBC-Serie "Chicago Fire" über die Feuerwehrmänner und -frauen einer Chicagoer Feuerwache, die noch nicht mal als großer Hit durchgeht, sondern eher solide Zuschauerzahlen holt, bekommt schon nach der ersten Staffel mit "Chicago P.D." Zuwachs.

Nach nur zwei Staffeln versucht ABC, den Erfolg von "Once upon a Time" zu nutzen, um mit "Once upon a Time in Wonderland" den Problem-Sendeplatz am Donnerstagabend in den Griff zu bekommen. Und schließlich konnte auch The CW nicht widerstehen, seiner mit Abstand erfolgreichsten Serie "The Vampire Diaries" den Ableger "The Originals" zur Seite zu Stellen. Im Mittelpunkt der neuen Serie steht mit Klaus (Joseph Morgan) einer der Publikumslieblinge der Ursprungsserie. Mit "NCIS: Red" gab es sogar noch einen vierten Spin-Off-Piloten, den CBS aber schließlich nicht in Serie schickte - doch es soll auch hier schon Überlegungen geben, mit neuem Cast einen zweiten Versuch zu wagen.

3. Kurze Staffeln

Während die Networks in den USA in der zu Ende gehenden Saison weiter unter Druck gerieten, eilen die Sender aus dem Basic Cable von Rekord zu Rekord. "The Walking Dead" von AMC ist inzwischen in der Zielgruppe gar die meistgesehene Serie überhaupt. Also versuchen die Networks nun von dieser immer weiter erstarkenden Konkurrenz zu lernen. Eine der Lehren, die man zieht, lautet da: Serien müssen nicht auf Teufel komm raus auf 24 Folgen pro Jahr gestreckt werden, was gerade bei fortlaufender Handlung nur schwer in hoher Qualität zu realisieren ist.

Also setzt man verstärkt auf Miniserien, vor allem bei FOX. "Wayward Pines" ist die erste Miniserie des Senders seit vielen Jahren. Auch die Echtzeitserie "24" mit Kiefer Sutherland lässt man mit nur zwölf statt 24 Folgen wiederauferstehen. Mit "Billy the Kid" ist das nächste Projekt schon in Planung. Doch auch anderswo legt man Serien inzwischen bewusst auf weniger Folgen an, um eine Geschichte ohne viel Füllmaterial dicht erzählen zu können. "Betrayal" bei ABC ist ein Beispiel dafür.

Am Ende kann man zusammenfassen: Die Studios bzw. letztlich die beauftragenden Sender gehen trotz oder gerade wegen der enormen Stückzahl an neuen Serien ein Stück weit auf Nummer sicher. Mit Adaptionen oder Spin-Offs versucht man in der kommenden Saison von einer schon etablierten Fangemeinde zu profitieren. Und mit den kurzen Seasons sowie Serienstarts das ganze Jahr über - also auch abseits der traditionellen Starttermine im September und Januar - reagieren die Networks so offen wie nie zuvor auf die immer stärkere Konkurrenz der Kabelsender.

Deren wachsender Erfolg lässt sich zwar schon seit einigen Jahren beobachten, doch erst seit vergangenem Jahr und in diesem Jahr noch einmal in ganz anderem Maße öffnen sich die Sender für Serienideen mit weniger als den früher für Networks üblichen 22 bis 24 Episoden pro Staffel. Für die Studios, auch das klang bereits bei Disney/ABC wie auch Sony Pictures Television durch, ist es ein Befreiungsschlag über den die Kreativen dort jubeln. Ungeachtet der Einsatzfähigkeit in Deutschland, über die DWDL.de noch gesondert berichten wird, ist 2013 ein guter Jahrgang hier bei den LA-Screenings.