Die SPD hat am Donnerstag in Leipzig ihren 150. Geburtstag gefeiert, doch die Feierlichkeiten waren ausschließlich bei ZDF und Phoenix live zu sehen - anderen Sendern war es dagegen nicht gestattet, live zu berichten. Der Privatsenderverband VPRT zeigte sich darüber empört. "Diese Zweiklassenbehandlung innerhalb des dualen Rundfunksystems ist nicht hinnehmbar", sagte Annette Kümmel, Vorsitzende des Fachbereichs Fernsehen und Multimedia im VPRT.

"Die Sozialdemokraten zeigen hier ein sehr spezielles Verständnis von Informationsfreiheit. Wir fordern die Sozialdemokratische Partei daher auf, Chancengleichheit in der Berichterstattung herzustellen und private Veranstalter nicht weiter zu benachteiligen", so Kümmel weiter. Das ZDF wies die Kritik am Nachmittag umgehend zurück. Der Sender verwies auf das sogenannte "Berliner Verfahren", wonach alle beteiligten Sender Geld und Produktionsmittel nach einem festgelegten Schlüssel einsetzen, um ein Event live zu übertragen - sofern es mehrere Anstalten gibt, die ein Interesse bekunden.

Dies sei beim SPD-Jubiläum nach Angaben des ZDF allerdings nicht nicht der Fall. Das ZDF trage die Übertragungskosten alleine. Einer gestrigen Bitte des Nachrichtensenders n-tv, das Signal kostenlos live zu übertragen, habe deshalb nicht entsprochen werden können. "Dieses Verfahren ist absolut üblich und wird auch bei vergleichbaren Veranstaltungen angewendet", ließ das ZDF mitteilen. Ausländische Sender konnten die 150-Jahr-Feier zeitgleich ausstrahlen, inländische Sender waren zu einer Ausstrahlung mit 15-minütiger Zeitverzögerung berechtigt - mit Ausnahme des Partnersenders Phoenix.

Bei n-tv will man das jedoch nicht so stehenlassen. "Wir haben die Sozialdemokraten nicht erst gestern auf die Ungleichbehandlung aufmerksam gemacht und auch schon vor zwei Wochen über die SPD mit dem ZDF das Gespräch gesucht, weil wir unseren Zuschauern den Festakt zum 150-jährigen Bestehen der SPD auch sehr gerne live gezeigt hätten", sagte n-tv-Sprecherin Bettina Klauser. "Bis zum gestrigen Nachmittag hat sich das ZDF aber nicht in der Lage gesehen, mit uns eine Lösung zu finden. Der Verweis auf die Kosten überrascht uns doch sehr. Wir wären da durchaus gesprächsbereit gewesen, zumal in Poolverfahren eine Kostenbeteiligung ja durchaus üblich ist. Eine finanzielle Forderung des ZDF ist aber weder in der Geschäftsführung noch in der Chefredaktion von n-tv bekannt."