Wie sinnvoll ist der Besuch eines Schauspielers in einem andauernden Krisengebiet? Darüber entbrannte vergangene Woche eine Diskussion nachdem die "Bild"-Zeitung kurz nach dem Start des Online-Bezahlangebots Bild Plus eine Video-Reportage inklusive Bilderstrecken von einem Syrien-Trip von Jan Josef Liefers veröffentlichte. Liefers reagiert jetzt in einem Beitrag für den "Spiegel" auf die Kritik an der Reise.



Bei seinem Besuch in der umkämpften Stadt Aleppo sei es ihm um Aufmerksamkeit für die Menschen vor Ort gegangen, nicht für seine Person. "Ich bin, mit Verlaub, nicht in einer Karrierephase, in der ich ein paar zusätzliche Schlagzeilen nötig hätte", schreibt Liefers.

Der Schauspieler beklagt stattdessen die Teilnahmslosigkeit der Deutschen und der Bundesregierung angesichts der immer hoffnungsloseren Lage der syrischen Bevölkerung: "Aus Angst, einen Fehler zu machen, machen wir den vielleicht größten Fehler und tun – nichts", schreibt Liefers. Die Frage, warum der Westen noch immer untätig bleibe, würde er auch Bundeskanzlerin Merkel stellen, "wenn sie mich empfangen würde".

Den Vorwurf, seine Reise sei zynisch, weist Liefers in seinem Beitrag zurück und schwingt offenbar berauscht vom eigenen Gutmenschentum nach seiner Reise die Keule der Moral. Er wünsche sich, dass sich möglichst viele Menschen über den Krieg in Syrien informieren "und dann für sich entscheiden, was zynischer ist: zuzuschauen oder sich fragen, was man tun kann, und sei der Beitrag noch so klein".